Seite:OABalingen0387.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Frommern wird früher Frumara, Frumarn, Frumerun, Frumarom, Fromer, Flumarun u. s. w. geschrieben und es ist der Name schon mit dem althochdeutschen frum (efficax, utilis – Förstemann a. a. O. 2, 591), aber auch mit frumâri (minister, Diener) als ein Pluralis ze den frumarin (Buck in Württ. Vierteljahrsheften 2, 219) in Verbindung gesetzt worden.

Der Ort tritt in der Geschichte erstmals auf im J. 793 durch Besitz, welchen das Kloster St. Gallen allda von der gestürzten gottfriedischen Herzogsfamilie erwarb (S. 338). In einer Urkunde dieses Klosters wird derselbe noch weiter den 8. Februar 838 genannt (Wirt. Urkb. 1, 112) und das Kloster war überhaupt nach seinen noch vorhandenen Zinsrodeln im Beginn des 13. Jahrhunderts hier sehr stark begütert und berechtigt; auf seinem hiesigen Hofe war im J. 1266 ein Maier Trageboto (Zeuge in einer Kl. Kirchberger Urkunde)[1].

Noch aus späterer Zeit ist Besitz des Klosters allhier bezeugt: den 22. Juli 1309 sühnte Graf Friedrich von Schalksburg den Schaden, welchen er dem Pförtner des Klosters, Hiltebold von Werstein, auf den Höfen zu Frommern und Truchtelfingen gethan (Mon. Zoller. 1, 123); im J. 1312 besaß St. Gallen gemeinschaftlich mit dem Pfalzgrafen Gottfried (I) von Tübingen Wernhers des ehrbaren Manns, Maiers von Fr., eheliche Frau und Kinder als Leibeigene (Schmid, Pfalzgrafen 334) und den 26. Juli 1370 gelobte Graf Friedrich von Zollern zu Schalksburg mit mehreren Gliedern des Geschlechts, daß sie seinen Sohn Gr. Friedrich, Chorherrn zu St. Gallen, hinsichtlich der ihm vom Kloster verliehenen Klosterlehen, der Probstei Zaiselhausen, der Höfe zu Truchtelfingen und Frommern nicht irren und kränken wollen (Monum. Zolleran. 1, 213). (Vgl. auch alsbald hernach).

Der Ort selbst gehörte übrigens zur zollerischen Herrschaft Schalksburg, bis Graf Mülli und seine Gattin den 3. November 1403 mit derselben auch Fromar und als Sanktgallisches Lehen den dortigen Frohnhof an Württemberg verkauften (S. 279, vergl. auch S. 283). Noch am 31. Mai 1380 hatte die Gräfin Beatrix von Zollern, Klosterfrau zu Stetten, für ihren Bruder Grafen Friedrich einen Jahrtag im genannten Kloster auch mit


  1. Über Besitz des Klosters Reichenau allhier (vergl. Gall Oheims Chronik von Reichenau 20, Geschichte des Hauses Geroldseck, Urkk. S. 8) ist urkundlich nichts erhalten.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)