Seite:OABalingen0412.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist von Neubert in Ludwigsburg 1784; die kleinste ist uralt und zeigt in Majuskeln die Inschrift: Cirillus episcopus in Alexandria positus fugat tonitrua.

Der Plan der Kirche ist von Bauinspektor Herzog; die Ausführung geschah durch den Unternehmer Meyer von Ebingen und kostete die Gemeinde 49.000 fl. Zu Orgel und Glocken wurde von Privaten beigesteuert.

Südlich von der Kirche liegt jenseits der Straße das großartige 1845 erbaute Schul-, Pfarr- und Rathhaus, dreistockig mit Quergiebel. Es enthält neben den Rathhausgelassen zwei Lehrzimmer, genügende Pfarrverweserswohnung und solche für einen ständigen und einen unständigen Lehrer. Außerdem besitzt die Gemeinde noch ein Armenhaus.

Da die Markung an kleinen Quellen reich, so fehlt es nicht an gutem und genügendem Trinkwasser, welches von 6 laufenden und 1 Pumpbrunnen gespendet wird, ohne daß größere Leitungen nothwendig wären.

Die Hauptstraße nach Balingen und Ebingen, sowie die davon abzweigende Vizinalstraße nach Thieringen und Hossingen und lokale Wege legen der Gemeinde die Unterhaltung zweier hölzerner und einer steinernen Brücke, sowie von 4 Stegen auf, während eine steinerne Brücke an der Staatsstraße dem Staat zugehört.

Die gesunden und (von der Kindersterblichkeit abgesehen) meist ein höheres Alter (gegenwärtig 8 Personen 80 Jahre) erreichenden Einwohner sind fleißig und betriebsam; ihre Volkstracht haben sie meist aufgegeben.

Ihre Vermögensverhältnisse sind kaum mittel. Der größte Grundbesitzer hat 33 Morgen, der Mittelmann 12 Morgen, die ärmere Klasse ist meist auf die Allmandtheile angewiesen. Der Besitz auf fremden Markungen ist gering.

Von größeren Gewerben besteht eine Ziegelhütte, eine Wollspinnerei, eine Wattfabrik und eine Corsettweberei, die längere Zeit still gestandene Pappdeckelfabrik ist wieder in Gang gesetzt worden.

Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts befand sich hier eine Papiermühle. Zu Anfang unseres Jahrhunderts erreichte dieselbe ihre höchste Blüte, worin sie sich bis Mitte der 30er Jahre erhielt; es wurde Schreib- und Druckpapier nebst Pappendeckel fabrizirt; die Papiermühle lieferte in jener Zeit z. B. für die Cotta’schen Bruchdruckereien in Stuttgart und

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0412.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)