Seite:OABrackenheim0039.jpg

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Aus der eben angeführten Schichtenfolge erhellt, daß sich eine feste Grenze zwischen den rothen mittleren Mergeln und dem weißen Stubensandstein nicht bestimmen läßt.

Der weiße Stubensandstein verbreitet sich nun in unserem Bezirk über die Rücken und obersten Gehänge des Strombergs und kommt nur noch getrennt von der Rückenebene auf der Kuppe des Michaelsbergs, bei der Ruine Blankenhorn und in ganz geringer Ausdehnung auf zwei Hügelkuppen südlich von Eibensbach vor. Sein Auftreten bei Blankenhorn und besonders auf den beiden Hügeln ist abnorm und rührt ohne Zweifel von Verrutschungen her, die hier in der Urzeit stattgefunden haben. Die Härte des weißen Stubensandsteins ist sehr verschieden und wechselt von dem beinahe losen Sand bis zum äußerst harten feuergebenden Sandstein; die weicheren, meist oberen Schichten werden zu Stubensand (Fegsand), die festeren zu Bau- und Werksteinen und die härtesten zu Straßenmaterial verwendet. Eine besondere Ausbeute liefern auch die feinen lichtblauen Letten, welche den obern Sanden ein- und aufgelagert sind, und von den Töpfern der Umgegend zur Bereitung feiner, feuerfester Töpferwaren gewonnen werden. In einem Steinbruch bei Ochsenbach kommen oben plattige Lager vor, die zu Wetzsteinen verwendet werden; auf ihren meergrünen mergeligen Ablösungsflächen befinden sich Fischreste des Semionotus Bergeri Ag., so daß hiedurch die Übereinstimmung mit den Stuttgarter Schichten festgestellt ist, die in neuerer Zeit durch die Funde von Landeidechsen (Belodon Kapffii) und Schildkrötenreste die allgemeine Aufmerksamkeit erweckt haben. In der Übergangsgruppe von den rothen mittleren Mergeln zu dem weißen Stubensandstein erscheint eine versteinerungsreiche Gasteropodenbank mit Cyclas Keuperina, Anodonta dubia etc. Die Mächtigkeit des weißen Stubensandsteins mag in unserem Bezirk etwa 100′ betragen.

Auf den ziemlich ebenen Rücken des Strombergs erheben sich nun einzelne stark markirte Hügel, die in einem weiteren Glied der Keuperformation, den rothen Knollenmergeln (obere rothe Letten), in einer Mächtigkeit bis zu 180′ anstehen und sich an den Bergkuppen des Baiselsbergs, des Schlierbergs und besonders an dem Nordabhang des Steinehaus schön entwickelt haben; sie enthalten faust- bis kopfgroße dolomitische Mergelknollen, wodurch sie sich von den tiefer liegenden Mergeln wesentlich unterscheiden. Die Rieseneidechse (Zanclodon lävis) wurde bei Degerloch und Bebenhausen in den rothen Knollenmergeln aufgefunden, wodurch sie eine besondere Berühmtheit erlangt haben. Die rothen Letten in den oberen Lagen der Knollenmergel werden häufig zu gewöhnlichem Töpfergeschirr verwendet.

Auf den oben angeführten Hügeln tritt nun endlich das Schlußglied der Keuperformation der gelbe feinkörnige Sandstein auf, der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)