Seite:OABrackenheim0187.jpg

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Auf der zweiten Glocke steht: Gegossen von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1833.

Schätz jeden Glockenschlag
Auf jenen Tag.

Auf der dritten steht: Gegossen durch Jo. Jacob Ernst von Esslingen den 6. O. Anno 1677.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der schöne Friedhof liegt am südwestlichen Ende des Dorfes und wurde im Jahre 1821 bedeutend erweitert.

Das nördlich bei der Kirche in angenehmem Garten gelegene hübsche Pfarrhaus wurde im Jahre 1818 größtentheils neu erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Das 1837 errichtete Schul- und Rathhaus enthält neben den Schul- und Gemeinderathsgelassen die Wohnungen der beiden Lehrer.

Eine Kelter mit vier Bäumen besteht, seit 1867 Eigenthum der Gemeinde.

Dann ist noch besonders zu erwähnen das östlich an der Hauptstraße gelegene frühere Deutschmeister’sche Gilthaus, jetzt Gasthaus zum Ochsen, ein sehr stattliches dreistockiges ganz massives Renaissancehaus, mit schönen geraden Sprossenfenstern und mit hohem geschwungenem, mit Kugeln besetztem Staffelgiebel. Daneben zur Linken eine große steinerne Einfahrt in reichem Renaissancestil, ihr weiter Rundbogen ist mit Eier- und Perlstab sehr wirksam geziert, oben steht 1607. Tritt man durch das Thor, so erblickt man rechts am eigentlichen Gebäude wieder ein großes reichskulpirtes Portal. Auf der andern Seite liegt neben dem Gilthaus ein gar hübsches zweistockiges Nebengebäude, auch mit zierlich ausgerundetem mit Kugeln besetztem Giebel; oben im Halbrunde steht 1605.

Der Ort ist stets hinlänglich mit gutem Trinkwasser versehen, das aus 14 Pumpbrunnen geholt wird. Auch die Markung ist reich an guten Quellen; die bedeutendsten sind der Fischbachbrunnen, Seebrunnen, Setzelbrunnen, dieser am Fuße der Ochsenberger Weinberge, wo er den Weingärtnern den Sommer über sehr gute Dienste leistet. Die übrigen Quellen liegen in den Wiesenthälern, Gräbenwiesen und Gelsten. Im sog. Vogelloch quillt zuweilen ein Hungerbrunnen. Von Bächen fließen über die Markung die Zaber und der von Cleebronn herkommende Herrenwiesenbach; beide treten zuweilen verheerend aus. In den Gelsten lag früher ein See, der nun theils in Wiesengrund, theils in Erlenwald verwandelt ist. – Eine Wette besteht im Ort.

Die Vicinalstraße von Brackenheim nach Cleebronn führt hier durch und die nach Bönnigheim zweigt am südlichen Ende des Ortes davon ab. Brücken, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten, gehen über die Zaber drei, über den Herrenwiesenbach vier.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)