Seite:OABrackenheim0233.jpg

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mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Ackerbau benützt wird, eine flachwellige, von dem Eibensbach-Thälchen durchfurchte Lage; das für den Feldbau benützte Land besteht größtentheils aus einem tiefgründigen fruchtbaren Lehm, der gegen den Stromberg hin allmählig thonig wird, bis er an den Vorhügeln des Strombergs in den eigentlichen Keupermergel übergeht und dort meist dem Weinbau dient. Der Boden des übrigen mit Wald bestockten Theils besteht aus den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten. Der Ort, welcher nur gegen Norden vor Winden nicht geschützt ist, theilt im allgemeinen das Klima des Zabergäus und wird von Hagelschlag selten heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpflugs gut betrieben und mit ermunterndem Beispiel geht der dermalige Ortsvorsteher Bödinger voran. Zur Besserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Düngungsmitteln noch verschiedene Düngersurrogate angewendet. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, viel Futterkräuter, Reps und Hanf. Von den Felderzeugnissen können jährlich nur 200 Scheffel Getreidefrüchte nach außen abgesetzt werden.

Der Wiesenbau liefert meist gutes Futter, von dem auch theilweise verkauft wird.

Der Weinbau umfaßt etwa 60 Morgen und wird in der im Unterland üblichen Weise betrieben; es werden vorzugsweise Silvaner gezogen und auf den Morgen kommen 2800–3000 Stöcke zu stehen. Die beste Lage ist der Sindlesberg. Der Wein ist gut und lagerhaft, jedoch im ersten Jahr etwas rauh; sein Absatz geht in verschiedene Gegenden des Landes und theilweise ins Badische. Der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 6 Eimer. Die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 16–50 fl.

Von Bedeutung ist die Obstzucht, welche sich mit Luiken, Fleinern, etwas Goldparmänen, Bratbirnen, Pomeranzenbirnen, Palmischbirnen und Zwetschgen beschäftigt. Die Jungstämme werden größtentheils in den Weinbergen nachgezogen. Das Kernobst wird meist vermostet und in günstigen Jahren können noch gegen 1000 Sri. nach außen abgesetzt werden.

Aus den vorhandenen 137 Morgen Gemeindewaldungen werden jährlich etwa 40 Massenklafter geschlagen, die zum Verkauf kommen, was der Gemeindekasse etwa 600 fl. einträgt. Eigentliche Weiden sind 12 Morgen vorhanden, die man mit der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer um 80–90 fl. jährlich verpachtet; überdieß trägt die Pferchnutzung 50–60 fl. der Gemeindekasse ein. Auf der Weide laufen 100–150 Stück Landschafe. Von den Allmanden werden 7–8 Morgen ärmeren Einwohnern gegen ein unbedeutendes Pachtgeld zum Anbau überlassen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)