Seite:OABrackenheim0235.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nach eine der stärksten und ältesten unseres Landes; die aus großen Buckelquadern (schöner rauhkörniger Keupersandstein) aufgeführten Mauern haben 9 Fuß Dicke. An der nach Süden gekehrten, am leichtesten zugänglichen Seite ziehen sich zwei bedeutende tiefe Gräben quer über den schmalen Bergrücken hin, dahinter eine 25′ hohe gemauerte Brustwehr, und dann erhebt sich breitschirmend der noch über 60′ hohe, etwa 100′ lange, ganz fensterlose auch 9′ dicke Mantel, jetzt auf der Krone mit Waldbäumen bewachsen; ein seltsamer und großartiger Anblick dem Wanderer, der von der Höhe des Strombergs herabsteigt. Der Eingang der beinahe im Rechteck gebauten Burg befand sich von jeher an der Westseite; hier öffnet sich ein halbzerstörtes frühromanisches Rundbogenportal, geschmückt mit schlichtem Kämpfergesims und aus großen Werkstücken sehr sauber und sorgfältig ausgeführt. Über die breite am Boden liegende steinerne Schwelle des Thores eingetreten, empfängt uns der einstige ziemlich enge Burghof, mit Gesträuch und verwildernden Obstbäumen bewachsen. Zur Rechten erblickt man eine stark zertrümmerte mit dem Mantel gleichlaufende 7 Fuß dicke Mauer und dann diesen selbst, der das einst an ihn stoßende Wohngebäude weit überragte und früher eine bedeckte mit Schießscharten versehene Zinne besaß, weiter unten lief innen am Mantel eine auf Kragsteinen ruhende hölzerne Altane hin, von der aus an der Südwestecke in der Mauerdicke des Mantels ein Treppchen noch jetzt hinaufführt. Zwischen dem Mantel nun und der schon genannten inneren von einem Rundbogenportal durchbrochenen Mauer lag das Hauptwohngebäude, von dem noch jetzt vier Stockwerke und der Keller zu entdecken sind. An der Ostwand zeigen sich vier (unten eines oben drei) sehr tief eingeschrägte Lichtöffnungen, innen an der Wand 7, im Licht nur 1/2 Fuß breit, und wieder von ganz vortrefflicher Arbeit. Vielleicht war hier die Schloßkapelle. Die östliche Mauer läuft, sich einmal in ganz stumpfem aber doch außen und innen sorgsam ausgeschafftem Winkel brechend, noch weit gegen Norden fort, wird aber immer schwächer und mangelhafter, und ist endlich ganz ihrer Quaderbekleidung beraubt. Von der Nordmauer erhielten sich bloß unbedeutende Reste, dagegen ist der frühere Brunnen noch vorhanden. Sehr zu beachten sind endlich die an den Buckelsteinen der Burg so häufigen und so verschiedenen, auf ein hohes Alterthum hinweisenden Steinmetzzeichen, die wir hier vollständig geben:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)