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sommerliche, gegen rauhe Winde wohl geschützte Lage. Zunächst am Ort fließt der Entenbach, weiter unten Forstbach genannt, vorüber, mit dem sich unterhalb des Orts ein kleiner Bach vereinigt. Die beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Kirche wurde in schlichtem Zopfstil erbaut und trägt über ihrem verzierten Südportal das Jahr der Erbauung 1791. Der im Osten stehende Thurm ist sehr alt, wird durch einen rundbogigen Triumphbogen vom flachgedeckten Schiffe getrennt und von einem kraftvollen frühgothischen Rippenkreuzgewölbe (mit halbachteckigem Querschnitt) übersprengt; am Schlußsteine ist eine aus vier zackigen Ahornblättern zusammengesetzte Rosette ausgemeißelt. In die Ostwand des Thurmes sieht man ein schönes spätgothisch gefülltes Spitzbogenfenster eingesetzt. Außerdem enthält die Kirche einen sehr alten hohlen becherförmigen Taufstein, ein halblebensgroßes gothisches Krucifix und die Gedenktafel des Oberkanonier Christian Koch, gefallen 1870 bei Champigny vor Paris. Auf dem mit einem vierseitigen Zeltdache bekrönten Thurme, von dem aus man eine liebliche Aussicht genießt in das friedlich schöne mit Pappeln besetzte Thal hinab nach Brackenheim, an den Wunnenstein und einen Theil der Alb, hängen zwei Glocken, die größere gegossen von A. Bachert in Kochendorf 1869, die andere mit der Inschrift: Anno 1725. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde, beziehungsweise der Stiftungspflege. – Den 11. Juli 1753, Vormittags 10–11, wurde der Pfarrer Jenisch, da er eben die Betstunde verrichtete und den 91. Psalm verlas, den er um des Wetters willen außer der Ordnung ausersehen und eben deßhalb das Lied hatte singen lassen: Wann wir in höchsten Nöthen sind, auf der Kanzel von einem Blitzstrahl gerührt und gab auf der Stelle den Geist auf; seines Alters 46 Jahre. Derselbe Blitz schlug in den Kirchenthurm, wo er eine Glocke zerschmetterte, und beschädigte die ganze Kirche so sehr, daß deren Wiederherstellung gegen 2000 fl. kostete.

Der 1791 angelegte, ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts.

Das bei der Kirche gelegene hübsche 1617 erbaute Pfarrhaus mit Ökonomiegebäude und großem Garten trägt die Jahreszahl 1617 und ist vom Staat zu unterhalten. Das sehr ansehnliche 1837/38 erbaute Schulhaus enthält 2 Schulzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, die Gelasse für den Gemeinderath und im unteren Stockwerk eine Kelter mit 4 Bäumen. Ein Haus wird das Schlößchen genannt. Die Vicinalstraße von Brackenheim über Stethen in das Badische führt etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort vorüber, in dieselbe ist eine Straße vom Ort aus angelegt und überdieß führt noch ein Fahrweg vom Ort das Thal entlang nach Brackenheim.

Mit Trinkwasser, das 6 Pump- und 6 Schöpfbrunnen liefern,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)