Seite:OABrackenheim0281.jpg

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hiesigen Besitz an Schwigger von Bruchsal und im J. 1295 wird der Ort im Urbar des Stifts Wimpfen als nahe bei Berwangen genannt (s. o.). Seither verschwindet er aus der Geschichte, wie denn auch in einer Urkunde von 1490 nur noch ein „Weingart am Luterstein zu Hausen“ vorkommt; man findet jedoch noch Spuren von ihm bei den sog. Hausener Weinbergen unweit der Fürfelder Markung (vrgl. Pfau Geschichte von Kirchhausen S. 14).


Hausen an der Zaber.


Gemeinde II. Kl. mit 886 Einw., worunter 4 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Michaelsberg eingepfarrt. 3/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Hausen zum Unterschied der vielen Orte gleichen Namens „an der Zaber“ oder auch „bei Brackenheim“ genannt, hat eine schöne freie Lage auf dem Flachlande zwischen der Zaber und dem Heuchelberg zunächst des unbedeutend eingefurchten Neippergerbach-Thälchens, zu dem sich noch der westlichste Theil des Orts hinabzieht. Der große, unregelmäßig und gedrängt angelegte Ort, der wegen der hier stark betriebenen Schweinezucht im Munde des Volks auch „Säuhausen“ genannt wird, besteht vorherrschend aus kleinen, minder ansehnlichen Wohnungen, denen man die Wohlhabenheit der Einwohner nicht ansieht, auch läßt derselbe in Beziehung der Reinlichkeit noch manches zu wünschen übrig. Der Ort hatte früher drei Thore und war mit einem Graben umzogen.

Die inmitten auf einem freien Platz gelegene Kirche ist noch ganz im spätgothischen Geschmack erbaut, und zwar mit breitem Schiff und östlich stehendem Thurme. Das Schiff hat einige Spitzbogenpforten und ungefüllte Spitzbogenfenster; der mit einem Satteldach bedeckte Thurm dagegen schön gefüllte Schallfenster, und an seiner Ostwand steht ziemlich hoch über der Erde auf einem Tragstein und unter einem achtseitigen frühgothischen Baldachin die lebensgroße Bildsäule eines Ritters, in der Tracht des beginnenden 14. Jahrhunderts. Der Ritter setzt den großen dreieckigen Schild vor den linken Fuß, hat in der Rechten das lange Schwert, trägt eine Panzerhaube und über dem anliegenden Kettenpanzer ein langes Obergewand.

Das erste Geschoß des Thurmes enthält ein schönes gothisches Netzgewölbe (auf dem Schlußstein der herzogl. württembergische Wappenschild), sowie eine hübsche spätgothische Sakramenthäuschensnische; an der Ostwand sieht man einen Schild mit Kelch und J E, darüber 1869, das Jahr der Erneuerung der Kirche; vielleicht stand hier ursprünglich das Jahr der Erbauung der Kirche. Das Innere des Schiffes enthält eine halbachteckige spätgothische steinerne Kanzel, schön mit Stab- und Laubwerk geschmückt, und vier hohe die ebene Decke tragende Holzsäulen, von denen zwei zierlich gedreht sind, dann auf einem Querbalken im spitzen Triumphbogen die halblebensgroßen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)