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Das Dorf Neipperg

bildete von jeher einen Theil des Lehens Neipperg und steuerte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zum reichsritterschaftlichen Kanton Kraichgau (vergl. oben S. 344). Die Rechtsverhältnisse der Lehensunterthanen waren im Allgemeinen dieselben wie die der Klingenberger; Leibeigene gab es hier schon seit 1735 keine mehr. Die Herrschaft wohnte seit Anfang des 18. Jahrhunderts nicht mehr allda; sie hatte auf der ganzen Markung das große und kleine Weidwerk.

Den 8. Sept. 1285 verpachtete das Kl. Maulbronn einen Weinberg dahier um den 3. Theil des Ertrages, vertauschte aber seine hiesigen Weinberge den 29. Sept. 1288 an die von Neipperg (St.-A.). Das Bisthum Worms hatte hier Zehenten, die es im 15. Jahrhundert an die von Neuhausen, 1470 an Volmar Lemlin von Thalheim, 1616 an Engelhard Göler von Ravensburg verlieh, im Jahr 1717 aber bei einem eingetretenen Erledigungsfall an sich zog (Schannat Ep. Wormat. 1, 268. 277). Das Hochstift Augsburg bezog noch 1746 Gülten allhier. Von weltlichen hier zu Zeiten zehentberechtigten Herren sind zu nennen: Sifrid von Venningen, welcher 1366 einige hiesige Zehenten an Johannsen Nothaft verkauft; ferner als Lehensinhaber württembergischer Zehenten die Maiser (1428/1462), Sachsenheim (1457/76), Hailfingen (1462/1530), Liebenstein (1476/1575), Nippenburg (1499/1646), Lamparter (1530), Dr. Caspar Beer (1553), Kanzler Gerhard (1592), Varnbüler (1650/1795).

Im 18. Jahrhundert war der große Frucht- und Weinzehente von einem gewissen Bezirk mit dem herzoglichen Haus Württemberg und dem Domkapitel Worms theilbar, solcher Distrikt auch von dem, welcher zum Lehen privative gehörte, ordentlich separirt und wohl versteint. Im J. 1852 wurden die verschiedenen Zehentrechte definitiv abgelöst und werden im J. 1874 bezahlt sein.

In älterer Zeit bestand nur in der hiesigen Burg eine dem h. Georg geweihte Kapelle, in welcher ein Kaplan mit eigener Wohnung und Pfründe angestellt war (Klunzinger 4, 57), im Übrigen war der Ort Filial von Meimsheim. Allein im J. 1476 gestattete Graf (sp. Herzog) Eberhard im Bart als Lehensherr der Pfarrei Meimsheim drei Gebrüdern von Neipperg die Errichtung einer eigenen der h. Katharina geweihten Pfarrkirche (Steinhofer 3, 263), zu welcher die Familie Neipperg das Präsentationsrecht bekam.

Das Ortswappen ist das der Familie von Neipperg.

Eine untergeordnetere Familie waren die Jäger von Neipperg; ein Reinbot Jäger von N. ist schon oben (S. 341) vorgekommen, Hartmud der Jäger von N. wird 1331 genannt (St.-A.).

Allhier wurde den 28. Aug. 1767 geboren Wilhelmine Auguste, Tochter des hiesigen Pfarrers Maisch, später an den Buchdrucker

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)