Seite:OABrackenheim0357.jpg

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gemeinschaftliche Scheune und hinter dieser sind schöne Obstbaumgärten angelegt, so daß der Ort gleichsam mit einem Obstbaumwäldchen umschlossen ist. Die ganz einfach gehaltene, betsaalartige Kirche steht an der Hauptstraße in der Mitte des Orts und wurde 1821, an Stelle der 1721 errichteten, erbaut; ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde (s. auch unten S. 360).

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt unmittelbar hinter der Kirche. Das ansehnliche, gut unterhaltene Pfarrhaus steht an der Südseite der Hauptstraße der Kirche gegenüber; es wurde im Jahr 1836 mit einem Aufwand von 4560 fl. neu erbaut, wozu der Interkalarfonds, der Staat, der reformirte Fonds, die Gemeinden im Neckar- und Schwarzwaldkreise und die reformirte Gemeinde in Frankfurt Beiträge lieferten. Die Verbindlichkeit der Unterhaltung hat die Gemeinde. Das Pfarrhaus enthält zugleich die Schule und die Gelasse für den Gemeinderath; der Schulmeister wohnt in dem der Gemeinde gehörigen ehemaligen Pfarrhause. Überdieß stehen noch im Eigenthum der Gemeinde ein Backhaus, eine Kelter mit zwei Bäumen, ein Armenhaus und ein Schafhaus. Durch den östlichen Theil des Dorfes führt die gut unterhaltene Nordheim–Brackenheimer Landstraße, von der unfern (südlich) des Orts die Vicinalstraße nach Hausen ablenkt. Die zunächst am Ort über den Breibach angelegte steinerne Brücke hat der Staat zu unterhalten.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 Pumpbrunnen, auch sind 2 Wetten im Ort angelegt und überdieß entspringt der Breibach ganz nahe (südlich) am Ort und nimmt bald den an der südlichen Markungsgrenze hinfließenden „kurzen Breibach“ auf.

Die Einwohner, denen man ihre piemontesische Abstammung noch wohl ansieht, sind meistens hübsche, gut gewachsene Leute mit vorherrschend schwarzen Haaren und Augen neben etwas bräunlicher Gesichtsfarbe; sie verbinden mit einem lebhaften, etwas reizbaren Temperament großen Fleiß, Sparsamkeit, Betriebsamkeit und vielen religiösen Sinn. Ihre Vermögensumstände sind im Vergleich mit andern wohlhabenden Orten etwas geringer, dagegen ist ihr Auskommen bei dem vorherrschenden Fleiß gut. Der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt 60, der des sog. Mittelmanns 30 und der der minder bemittelten Klasse 5 Morgen. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Einwohner etwa 300 Morgen. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau, während die Gewerbe sich auf die nöthigsten Handwerker beschränken, von denen nur einige Schuster auch nach außen arbeiten. Zwei Schildwirthschaften und ein Kramladen sind vorhanden. Handel mit Bändern und Lumpen wird von mehreren armen weiblichen Personen getrieben; auch befindet sich ein Korbflechter im Ort.

Die kleine Markung hat eine flachwellige, theilweise hügelige

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0357.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)