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Nordheim,
mit Eisenbahnstation, Sägmühle, Haus, Mahlmühle, Haus,
Gemeinde II. Kl. mit 1170 Einw., wor. 3 Kath., 3 eig. Konf. und 1 Israelit. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Sontheim O.-A. Heilbronn eingepfarrt. 11/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

An den südöstlichsten Ausläufern des Heuchelbergs liegt freundlich in dem Katzenbachthal, das hier nur mäßig in das fruchtbare, gegen den Neckar hin sich ausdehnenden Flachland eingefurcht ist, der ansehnliche, in die Länge gedehnte Ort, der zu den bestaussehenden Orten des Bezirks gezählt werden darf; er war früher ummauert und hatte drei Thore. Die meist zweistockigen, mit steinernem Unterstock versehenen Gebäude, an denen zuweilen etwas Rococo-Architektur ersichtlich ist, stehen in mäßigen Entfernungen an den gut und reinlich gehaltenen, ziemlich regelmäßig angelegten Ortsstraßen und haben ein gutes Aussehen, obgleich sie zum größeren Theil alt sind, mit Ausnahme des westlichen, an der Straße nach Schwaigern liegenden Ortstheils (Neuweiler), der erst seit 1811 in Folge des am 27. December 1810 stattgefundenen Brandunglücks (s. u.) entstand.

Die 1820 wieder aufgebaute Kirche liegt über hübschen Anlagen rechts an der Straße nach Brackenheim und ist höchst schmucklos im Rechteck mit kahlen rechteckigen Fensteröffnungen erbaut. Der an ihrer Ostwand sich erhebende Thurm hat noch die alten von einigen Spitzbogenfenstern durchbrochenen Mauern und endigt in ein niedriges vierseitiges Zeltdach; sein unteres Geschoß bildet jetzt die Sakristei. Das geräumige helle flachgedeckte Innere wird auf drei Seiten von hölzernen Emporen umzogen (an der freien östlichen Wand ist die Kanzel angebracht), und enthält die Bilder Luthers und Melanchthons, eine hübsche Orgel, ein altes kleines Krucifix und ein Ölbild, das Abendmahl Lionardo da Vinci’s – eine Stiftung des 1843 † Sägmüllers Uhland. Von den drei verzierten Glocken sind die beiden größeren gegossen von Heinrich Kurz 1821; die dritte wurde 1812 von König Friedrich nach dem Brande geschenkt, sie ist mit Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, den Bildnissen des h. Antonius und des h. Franciskus geschmückt und hat folgende Umschrift: Domine Jesu Christe a fulgure et tempestate libera nos. Johann Baptist Apporta goss mich in Bregenz. Anno 1723; sie befand sich früher im Kloster Margarethhausen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der ummauerte mit einem Renaissanceportal versehene Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) des Orts; er soll im Jahr 1574 von dem Kirchenplatz dorthin verlegt worden sein und wurde 1847/48 namhaft vergrößert.

Etwa 50 Schritte südlich von der Kirche entfernt steht das Pfarrhaus mit zwei großen Pfarrgärten, ein ansehnliches im

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)