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Georg von Sternenfels und seiner Gemahlin Ursula Margaretha geb. von Helmstatt i. J. 1564 angelegt wurde, liegt außerhalb östlich des Orts, auf ihm erhebt sich ein großes steinernes Krucifix.

Das schöne freundliche Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staat obliegt, steht östlich in der Nähe der Kirche. Das Schul- und Rathhaus, ein sehr ansehnliches, massives, 1836 auf Kosten der Gemeinde um 6650 fl. erbautes Gebäude enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des gegenwärtig allein an der Schule stehenden Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath; überdieß ist noch ein Backhaus und ein Schafhaus vorhanden.

Von dem im Jahre 1839 leider abgerissenen Schlosse, das in reichem Renaissancestil 1588 erbaut wurde, sieht man nur noch einige skulpirte Steine, die den schönen reichen Stil desselben bekunden, eingemauert in dem jetzt an seiner Stelle und von seinen Steinen erbauten Bauernhause; ferner finden sich einige hübsche Renaissancetafeln, die einst das Schloß zierten, jetzt angebracht an dem auf dem Schloßberg von Sternenfels 1866 erbauten Aussichtsthurme (s. Beschreibung des Oberamts Maulbronn S. 290 u. 91). Dagegen sind noch die sehr stattlichen Nebengebäude des Schlosses erhalten: wie man vor das Dorf hinaustritt, trifft man zuerst rechts an der Straße ein steinernes Gebäude mit dem Sternenfelsischen Wappen, der Jahreszahl 1563, und mit schönen gothischen Stabwerks-Thüren und Fenstern, die sich, denen am Tübinger Schloß ähnlich, mit drei herab geschwungenen, sich durchschneidenden Flachbögen abschließen. Weiterhin dehnt sich ein Hofraum aus, in dessen Tiefe zwei höchst malerische mit kecken Zinnengiebeln besetzte Steinbauten ganz schwarzgrau neben einander emporsteigen. Über dem weiten Rundbogenportal des nördlicher gelegenen sitzt eine Inschrifttafel: „Als man zalt 1569“ u. s. w., dabei die Wappen des Erbauers Georg von Sternenfels und seiner Gemahlin Ursula Margaretha von Helmstatt. Unten befindet sich ein großer Keller. Beim Schlosse stand bis zum Jahre 1817, auf den 20′ hohen Burgfelsen gegründet, ein 80′ hoher aus großen Buckelsteinen aufgeführter viereckiger Thurm mit mächtigen, 9–11′ dicken Mauern, einer jener fast unverwüstlichen Bergfriede, wie die in Neipperg, Stocksberg u. s. w. Man genoß von ihm aus eine herrliche Fernsicht in den Kraich-, Gartach-, Zaber- und Neckargau. Das Burgverließ befand sich nicht im Thurm, sondern unter dem Schlosse. Im Jahre 1814 wurde das Schloß um 2400 fl. vom Kameralamt Güglingen verkauft (s. a. u. S. 387).

Die Ortsstraßen sind macadamisirt und befinden sich in gutem Zustande. Eine Vicinalstraße ist vom Ort nach Leonbronn angelegt und schließt sich dort an die durch das Zaberthal führende Landstraße an.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0381.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)