Seite:OABrackenheim0382.jpg

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Zwei laufende Brunnen versehen den Ort hinreichend mit Trinkwasser, das jedoch nicht besonders gut ist, gerne trüb wird und überdieß ziemlich weit unten im Ort am Bergabhang geholt werden muß. Eine kleine Wette, die zur Schafwasche benützt wird, befindet sich am Schafhaus. Im Thale westlich am Ort entspringt der Riesenbach, der einzige Bach auf der Markung, die überhaupt arm an Quellen ist. Eine steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke führt auf dem Weg nach dem Riesenhof über den Riesenbach.

Die fleißigen Einwohner nähren sich hauptsächlich von Feldbau, Viehzucht, etwas Weinbau und Arbeiten in den zwei vorhandenen, sehr beträchtlichen Werksteinbrüchen, aus denen auch die Steine nach außen abgesetzt werden. Die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen; 7 Schildwirthschaften und 2 Kramläden sind vorhanden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittelguten und der vermöglichste Bürger besitzt 60 Morgen, der sog. Mittelmann 10 und die ärmere Klasse 1 Morgen Grundeigenthum. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig nur 2 Personen.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme des ziemlich kräftig eingefurchten Riesenbachthälchens eine flache Lage auf der Hochebene des Heuchelbergs und einen mittelfruchtbaren, leichtsandigen, nicht tiefgründigen Boden, (sog. Schlaisboden), der auf dem Heuchelberg aus den Zersetzungen des Keuperwerksteins und etwas Lehm besteht und in nassen Jahrgängen ergiebiger ist als in trockenen.

An vielen Stellen der Markung genießt man schöne Aussichten, namentlich an den Stromberg von Sternenfels bis zum Michaelsberg und an die Löwensteiner Berge. Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau der Rebe; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen zuweilen vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze, Repssämaschine) gut und umsichtig betrieben, und zur Besserung des Bodens gebraucht man nur den gewöhnlichen Stalldünger, die sorgfältig gesammelte Jauche und den Pferch. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorherrschend Dinkel, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter, sehr viel Reps, Hanf und etwas Mohn; außer den Handelsgewächsen, namentlich dem Repse, können noch über den eigenen Bedarf 200 Scheffel Dinkel, 30 Scheffel Gerste, 50 Scheffel Haber und 20 Scheffel Weizen nach außen verkauft werden.

Der Wiesenbau ist unbedeutend und liefert überdieß nur mittelgutes, theilweise saures Futter, das im Ort verbraucht wird. Noch geringfügiger ist der vorherrschend mit Rißlingen sich beschäftigende Weinbau, dessen mittelgutes Erzeugniß, etwa 4 Eimer vom Morgen, meist im Ort selbst verbraucht wird. Der Weinbau wird erst seit 10 Jahren hier getrieben. Die Preise eines Eimers bewegten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)