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Stockheim,


Gemeinde III. Kl. mit 631 Einw., wor. 24 Ev. a. Stockheim, Pfarrdorf mit Marktrecht, 620 Einw. b. Stocksberg, Schloß und Hof, 11 Einw. - Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Haberschlacht eingepfarrt. 1 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Stockheim hat am südlichen Fuß des Heuchelbergs eine sommerliche, leicht gegen das Wurmbachthälchen geneigte, vor rauhen Winden wohl geschützte Lage. Die ziemlich gedrängt stehenden häufig freundlich getünchten Häuser sind meist klein, wenig Wohlstand verrathend, mit Ausnahme einiger ehemaliger deutschordenscher Gebäude, unter denen sich das frühere deutschmeistersche, 1604 erbaute Amthaus am westlichen Ende des Orts besonders auszeichnet. Die Ortsstraßen sind gekandelt und in gutem Zustande. Das Dorf hatte 3 Thore, das Seethor, das Pfarrthor und das untere Thor; sie wurden Anfangs dieses Jahrh. abgebrochen. Im Ganzen bietet der von Obstgärten umgebene Ort, mit dem imposanten Schloß auf dem Stocksberg im Hintergrunde, eine recht malerische Ansicht.

Die dem h. Ulrich geweihte Kirche liegt im unteren Theil des Orts und ist noch ganz in sehr spätem gothischem Geschmack, im Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut (s. u. S. 437) und ihre Spitzbogenfenster sind mit hübschen Maßwerken geschmückt. Das Schiff hat ein hölzernes Tonnengewölbe, der mit Strebepfeilern besetzte vieleckige Chor, mit der Jahreszahl 1514 an der Südseite, ein hübsches auf Fratzenköpfen oder Schildchen ruhendes Netzgewölbe mit vier Schlußsteinen, auf einem Maria, auf dem andern S. Ulrich, dann zwei Wappen, eines davon das deutschordensche. Auch enthält er ein schönes steinernes Sakramenthäuschen aus der Zeit der Erbauung der Kirche, das ein Wappenschildchen mit dem Zeichen des Steinmetzen trägt.

Über dem Triumphbogen hängt ein sehr edel gehaltenes weit überlebensgroßes Krucifix. Die ebenfalls spätgothische, mit dem Deutschordenskreuz geschmückte Kanzel, aus Einem Stein bestehend, hat an ihrem auch noch gothisch gehaltenen Treppengeländer Zahnschnitt und Eierstab, der Schalldeckel ist im Renaissancestil gefertigt und mit der Jahreszahl 1590 versehen. Zu Seiten des Triumphbogens stehen hübsche Renaissancealtäre mit Ölgemälden; der südliche mit der Jahreszahl 1627. Das Merkwürdigste aber ist der im Chor sich vierzig Fuß hoch erhebende spätgothische, reich mit schönen Schnitzereien und vortrefflichen Gemälden geschmückte Hochaltar, der 1865/66 tüchtig erneuert wurde, und in zartem zierlichem Tabernakelwerk gar luftig sich aufbaut. Im Schreine sieht man rund in Holz geschnitzt die schlanke Gestalt des h. Ulrich zwischen Paulus und Petrus, auf den Flügeln (im Flachrelief) Veit und Sebastian, im Aufbau Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, weiter oben die Krönung Mariä, und ganz oben im abschließenden Baldachine wieder den h. Ulrich. In der Predella stehen die Brustbilder der vier Kirchenväter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0427.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)