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Die obere Abtheilung des Hauptmuschelkalks, welche zahlreiche geschlossene Kalkbänke enthält, die vorzügliche Bau- und Straßensteine liefern, ist in dem Bezirke vielfach aufgeschlossen. Hieher gehören die zahlreichen Steinbrüche an der Jagst von der Ölmühle bei Crailsheim abwärts, die Steinbrüche am Übergang der Eisenbahn über die Straße Crailsheim-Satteldorf, am oberen Ende der Teufelsklinge, oberhalb Neidenfels, und bei Gröningen. Den Abraum dieser Steinbrüche bilden Lettenkohlenmergel mit einzelnen festeren Bänkchen, dann folgen von oben nach unten:

Ein dünnes Bonebed mit milchweißen Quarzkörnern, Saurichthys- und Acroduszähne enthaltend. In den Steinbrüchen an der Ölmühle ist dieses Bonebed auf die darunterliegende Schichte aufgewachsen.

Dolomitische Kalkbänke, meist drei, von lichtgelber Farbe, zusammen 2 Meter. Die unterste Bank ist an der Ölmühle wellig, feinschiefrig und thonig, die mittlere nach unten eigenthümlich löcherig. Die festeren Brocken werden in den Steinbrüchen zu schwarzem Kalk zurückgelegt. Eigentliche Dolomite sind es nicht, die meisten Stücke zeigen sogar in der Mitte noch einen Kern von blauem Kalk. Die oberste Bank enthält zierliche Exemplare von Myophoria Goldfusii in Menge.

Das massenhafte Vorkommen von Myophoria Goldfusii in diesem Horizont trifft man auch in der Gegend von Hall und ist dasselbe in dem ganzen fränkischen Gebiete weitverbreitet. Bei Crailsheim ist diese Bank dolomitisch, im Bühlerthal, wo der Kalk im obersten Muschelkalk überwiegt, ist es eine ausgezeichnet homogene blaue Kalkbank, ebenso bei Hall, wo diese Bank Quenstedt kurzweg „Blaubank“ nennt [1]; am unteren Kocher und der unteren Jagst ist es eine „stahlgraue“ krystallinisch-körnige Kalkbank [2]. Überall aber enthält diese oberste Muschelkalkbank Myophoria Goldfusii in Menge, bald breitgedrückt oder in Platten, am schönsten und zierlichsten aber in dem gelblichen dolomitischen Gestein bei Crailsheim.

Wo der Lettenkohlensandstein herunter greift bis auf die Muschelkalkschichten, was da, wo er sehr mächtig wird, häufig der Fall ist, da hängt das Bonebed über der Blaubank an der Unterseite des Sandsteins; in unserem Bezirke aber bilden den


  1. Begleitworte zum Atlasblatt Hall S. 14.
  2. Beschr. d. OA. Neckarsulm S. 20.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 010. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)