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Allerlei Begebenheiten.


Von Kriegsereignissen, welche Crailsheim betrafen, ist mit Wahrscheinlichkeit in erster Linie der Heerzug K. Ludwigs von Bayern gegen Kraft v. Hohenlohe zu nennen, S. 79. Am 1. April 1379 hatte der schwäbische Städtebund der Gräfin Anna v. Hohenlohe angekündigt, daß er ihre Söhne Kraft, Gottfried und Ulrich wegen des großen Unrechts, das dieselben den Städten Rothenburg und Dinkelsbühl zugefügt, befehden werde. Im folgenden Herbste erschien das Heer der Städter vor Crailsheim und lag den ganzen Winter vor der Stadt. Die Sage meldet, bei der Belagerung habe sich ein starker Mann Namens Burkhard besonders ausgezeichnet. Eine neuere Sage setzt hinzu, das weibliche Geschlecht, die Bürgermeisterin voran, habe sich besonders hervorgethan, Steine, Asche, Lauge, Kalk auf die Belagerer geworfen, ja die Bürgermeisterin habe auf eine wenig weibliche Weise die Belagerer gehöhnt und sie von der Nutzlosigkeit ihrer Anstrengungen überzeugt, worauf die Belagerer, die Bürger Crailsheims Haaraffen scheltend, abgezogen seien. Heute noch wird der Tag des Abzugs Mittwoch vor Estomihi (1. Febr. 1380)[ER 1] festlich begangen und der Jugend ein Gebäck „Haaraffen“ ausgetheilt.

Der Beiname Haaraffen ist den Bürgern von Crailsheim bis heute geblieben. Möglich ist, daß er bei der Belagerung auf sie zum Spott übertragen wurde, aber der Ursprung des Namens ist ein anderer.

1357 erscheint im hohenlohischen Gültbuch als alte Crailsheimer Familie die der Hornaffen, welcher 1437 der Zeugwart von Crailsheim angehörte s. oben, und die noch 1537 in den Kirchenbüchern erscheint. Dieser Familie gehörten sicher die Horaffenäcker auf der Markung Altenmünster. Ihr ursprünglicher Sitz war vielleicht der Hof Korneffel bei Hochbronn, wahrscheinlich ursprünglich hornaffa, das Sumpfwasser vom Stamm hor Sumpf, und affa Wasser, ein öfters vorkommender Name für Gewässer, s. Förstemann, Ortsnamen. Nicht unwahrscheinlich scheint, daß der tapfere Vertheidiger Burkhard aus dieser Familie stammte. Aber schwierig ist das Verhältnis des sichern Familiennamens Hornaffe zu dem Gebäck Haaroffe, Hornaffe, einer Art Weizen- oder Losbrot, das nach Gemeiner Regensburger Chronik II, 154 bereits 1369 vorkommen soll, und durch ganz Deutschland verbreitet war (s. Schmeller bayr. Lexikon). Das Wahrscheinlichste ist bis jetzt, daß dasselbe von der Familie Hornaffe in Crailsheim als der Erfinderin seinen Namen hat, wie neuerdings die Langenburger Wibele, welche durch ganz Deutschland verbreitet und in England und Rußland bekannt sind, von dem vor wenigen Decennien verstorbenen Conditor Wibel, ihrem Erfinder.

Das Ende der Regierung K. Sigismund († 1437) und des Markgrafen Friedrich († 1440) war eine unruhige Zeit, in welcher besonders die Fehden der Grafen v. Hohenlohe mit Gr. Michel v. Wertheim und mit den Horneck v. Hornberg die Gegend weithin beunruhigten; zu diesen beiden scheint sich die Stadt Crailsheim freundlich gestellt zu haben. Denn sie wurden 1438 mit Wein beschenkt.

1436 war ein Pariser Guillermi le masson und einige Bürger von Brüssel zu Crailsheim in die Gefangenschaft des Markgrafen gerathen.

Errata

  1. S. 224 Z. 18 l. 1. Febr. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)