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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.

1. Politischer Zustand.

Eine bedeutendere Niederlassung der Römer scheint im Umfange unseres Oberamtes nicht bestanden zu haben, obgleich derselbe, wie die ganze Alptraufe, ihnen unterworfen war. Römische Schriftsteller nennen ihn zwar nicht, und es ist noch nicht entschieden, welcher Provinz er angehört hatte; indeß ist es nicht unwahrscheinlich, daß eben die Alptraufe es war, welche die beiden römischen Provinzen Obergermanien und Rätien von einander getrennt hatte.

Mangeln nun auch nähere Nachrichten über den Zustand unseres Bezirkes in jenen Zeiten, so finden wir doch schon sehr frühe mehrere unserer Orte. Durch die Schenkungen an das Kloster Lorsch, an der Bergstraße, treten nämlich, wie wir sogleich sehen werden, bereits um’s Jahr 769 Weilheim, Bissingen und Jesingen in Urkunden auf. Neidlingen lernen wir auch schon im Jahr 797 und Nabern im Jahr 861 kennen.

Was nun den politischen Zustand betrifft, so bemeisterten sich zu Anfang des fünften Jahrhunderts die Alemannen oder Schwaben, nach Vertreibung der Römer, auch dieses Bezirkes. Nach den Siegen der Franken über dieselben wurde er aber im Jahr 536 der Herrschaft dieser unterworfen, ohne jedoch den alemannischen Namen zu verlieren. Bis zur Aufhebung der Herzogswürde (748) stand er unter dem Herzogthum Alemannien, und kam nun unter die Gewalt der fränkischen Kammerboten. Er stand durch diese unmittelbar unter dem König; als aber nach dem Erlöschen der Carolinger sich in den einzelnen Provinzen besondere Herzoge erhoben hatten (917), so fiel auch unser Oberamt dem Herzogthum Schwaben zu, mit welchem 1096 Graf Friederich von Hohenstaufen vom Kaiser belehnt ward, nachdem es zuvor Bertold II. von Zähringen eine kurze Zeit besessen hatte. – Als königliches Kammergut und im Herzogthum Alemannien gelegen, lernen wir noch im Jahr 960 Kirchheim kennen (s. unten).

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_097.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)