Seite:OAKirchheim 114.png

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Staate erworbenen, nun mit Abzugdohlen versehenen, Stadtgrabens sehr gewonnen. Von den ehemaligen Bastionen steht nur noch eine, worauf nun ein Garten angelegt ist; unter derselben sind noch Kasematten. Auch die Thore und Mauern stehen nicht mehr; das untere Thor wurde 1811, das Jesinger 1812, das Öthlinger 1819 und das obere Thor 1829 abgebrochen, wodurch das Ansehen der Stadt sehr gewonnen und die Feuersgefahr sich vermindert hat.

Die Zahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 817 (644 Haupt- und 173 Neben-Gebäude), worunter 55 öffentliche; davon gehören 26 dem Staate, 18 der Stadt, 9 den Stiftungen und 2 der Amtskörperschaft. Die hübschen und meist gut gebauten Häuser haben gewöhnlich ein steinernes Erdgeschoß; die weiteren Stockwerke sind von Holz geriegelt und mit Tuffsteinen ausgemauert. Die Dachbedeckung besteht aus Ziegelplatten. Von öffentlichen und sonst merkwürdigen Gebäuden sind zu nennen:

1. Staatsgebäude:

a. Das K. Schloß, dermalen Wittwensitz Ihrer Hoheit, der Frau Herzogin Henriette von Württemberg, Mutter der Königin Majestät. Es liegt in der Stadt an einem noch offenen Stadtgraben, hat drei Stockwerke, wovon eines von Stein, und vier Flügel, die zusammen 430' lang sind; östlich stößt eine auf Kasematten ruhende, eine kleine Anlage bildende, Terrasse an. An dem Flügel gegen die Stadt und an dem gegen Mittag und Abend sind zwei noch von der Bevestigung herrührende dreistöckige Rondele angebaut. Im ersten Stockwerk befindet sich eine Kirche. Die Gesammtzahl der Zimmer ist 45. Nebengebäude des Schlosses sind das Kavaliergebäude, der Marstall und einige Ökonomiegebäude. Jenseits der Lauter über der Straße befindet sich der 115/8 Morgen große Schloßgarten mit einem Reithause, in welchem in früheren Zeiten ein Theater eingerichtet gewesen seyn soll. Das Schloß wurde im Jahr 1538 zu bauen angefangen, scheint aber erst 1556 vollendet worden zu seyn. Ein altes Schloß stand in dem vorgedachten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)