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und 2 Ziegelhütten. Die Kirche, welche der Armenkasten zu unterhalten hat, wurde im Jahr 1824 mit einem Kosten von 6100 fl. erweitert und mit einer geschmackvollen vorzüglichen Orgel, welche der hiesige geschickte Orgelbauer Johann Victor Gruol erbaute, versehen. Das Alter derselben ist nicht bekannt. Der Chor, wahrscheinlich anfangs eine Capelle, dürfte aus dem 13. Jahrhundert stammen. Das geräumige Schulhaus wurde in jüngster Zeit mit einem Aufwande von 4100 fl. erweitert. Auf das Armenhaus wurden im Jahr 1826 u. f. etwa 2000 fl. verwendet. – Die Einwohner zeichnen sich durch heitern Sinn und Thätigkeit aus, und befinden sich in mittelmäßigen Vermögensumständen. Sie nähren sich hauptsächlich vom Feldbau und der Rindvieh- und Schaf-Zucht. Die Gegend ist reich an Marmor, der vielfach in den königl. Schlössern Stuttgart und Weil benützt wurde und früher eine eigene Schleiferei hier beschäftigt hat. Der Lehmgrube ist oben S. 35 gedacht. Der Boden, gewöhnlich eine Mischung von Sand und Lehm, ist fruchtbar und hauptsächlich dem Waizen, der beinahe ausschließlich gebaut wird, zuträglich. Auch mit Talavera-Waizen sind schon größere Versuche gemacht worden. Die Kartoffeln gedeihen vorzüglich. Die Wiesen liefern treffliches Futter. Unter die seltenern Gewächse, welche hier gefunden werden, gehört der Wau; er wächst in den an der Alp sich hinziehenden Wäldern und gewährt den Ärmeren einigen Erwerb. Der Weinbau ist von Belang, der Wein angenehm und lagerhaft. Traditionen nach wurde er hier schon im 12. Jahrhundert gebaut. Im Durchschnitte der letzten 20 Jahre ertrug 1 Morgen jährlich 42/7 Eimer mit einem Erlöse von 22 fl. 36 kr. Des Musterweinberges und der Baumschule ist oben S. 57 und 59 gedacht worden. Der mittlere Ertrag sämmtlicher Güter mag sich auf 25.000 fl. belaufen. Die Tabelle zeigt, daß nächst Neidlingen Bissingen die größte Weidefläche hat; von den 8063/8 Morgen sind jedoch nur 741 Morgen nicht angebaut. Mit Eichen, Nußbäumen etc. bepflanzt, dienen sie, als weiterer Cultur allermeist unfähig,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)