Seite:OAKirchheim 201.png

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kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei. Die Zehentrechte des Staats rühren größten Theils von der Kellerei und geringern Theils von Adelberg, St. Peter, dem Kloster Kirchheim und der geistlichen Verwaltung her. Seit 1818 hat die Gemeinde für 5987 fl. 4 kr. grundherrliche Rechte, worunter alle Laudemien, dem Staat abgekauft. Außer diesem beziehen noch einige Körperschaften Grundgefälle. Das Fischrecht steht der Gemeinde zu.

Der Ort liegt eben, hat geregelte Gassen, ordentliche Gebäude und gutes Wasser. Er zählt 165 Haupt- und 29 Neben-Gebäude, worunter 1 Kelter, 1 Armenhaus und 1 Gemeindebackhaus, dieses 1840 mit einem Kosten von 1000 fl. erbaut. Die Kirche, welche die Stiftungspflege zu erhalten hat, ist alt und aus einer Capelle entstanden. Sie steht neben dem Pfarrhaus, dessen Baulast dem Staat obliegt. Die Einwohner sind wohlhabend und von offenem, geradem Charakter. Der Ort zeichnet sich durch geringere Sterblichkeit, aber auch durch eine kleinere Zahl der Geburten, aus. S. oben S. 43. Feldbau, Rindvieh- und Schaf-Zucht sind die Nahrungsquellen. Der meist aus schwarzer Erde bestehende Boden ist sehr fruchtbar, besonders an Dinkel, Sommergerste und Futterkräutern, und wäre auch andern Fruchtgattungen zuträglich. Die Nähe von Kirchheim macht die Verwerthung der Produkte und die Arbeiten im Taglohn leicht.

Die 48 Morgen Weinberge geben in guten Jahren einen angenehmen, aber nicht lagerhaften Wein. Der Weinbau ist, wie wir sogleich finden werden, sehr alt. Der Durchschnittspreis von 1 M. Acker ist 200 fl., Wiesen und Gärten 250 fl., Weinbergen 280 fl. Die Schweinszucht ist nicht unbedeutend. Die Stallfütterung ist auf die Hälfte des Tages beschränkt, und von den 1415/8 Morgen sind nur 108 nicht angebaut. Mit Ausnahme von 18 Leinewebern sind nur die unentbehrlichsten Handwerker, 1 Mahlmühle und 2 Schildwirthschaften vorhanden. Doch finden die beliebten, von Schultheiß Esenwein und Ochsenwirth Speißer bereiteten Schinken und Salamiwürste auch außerhalb des Bezirkes Nachfrage. –

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)