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Den großen, den Heu- und den Wein-Zehenten bezieht der Staat; den kleinen aber, mit Ausnahme eines unbedeutenden gleichfalls dem Staate zustehenden Theiles, die Pfarrei. Die 3 letzteren Zehentrechte gingen von der geistlichen Verwaltung über; der große Zehente wurde theils mit Owen erworben, theils rührt er gleichfalls von der geistlichen Verwaltung her. Das Jagdrecht steht dem Staate, das Fischrecht von Kirchheim bis Unterlenningen Privaten zu. Von 1818 bis 1840 hat die Gemeinde für 7478 fl. 34 kr. grundherrliche und Jagd-Rechte, namentlich alle Laudemien und die Jagdfrohnen, vom Staate abgekauft. Außer diesem beziehen noch einige Körperschaften Grundgefälle. S. ob. S. 87.

Das Aussehen des Orts selbst ist nicht städtisch. Er ist schlecht und unregelmäßig gebaut und hat meist enge Gassen. Das alte Städtchen liegt höher und ist mit einem Graben umgeben, das neue, die Vorstadt, ganz in dem nach Brucken führenden Thale. Der Umfang muß früher größer gewesen seyn, wie aus noch vorhandenen Überresten der am Fuße der Teck hinauf sich erstreckenden, noch nicht ganz abgebrochenen, Stadtmauer zu ersehen ist. Das letzte der vorhanden gewesenen 3 Thore, durch welches hochbeladene Wägen nicht fahren konnten, ist 1838 abgebrochen und zugleich der gefährliche Stich abgehoben worden.

Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 321, worunter 1 Kirche, 1 Rathhaus, 1 Schulhaus, 2 Keltern, 2 Ziegelhütten und 4 Gebäude zu andern öffentlichen Zwecken, zusammen 278 Haupt- und 43 Neben-Gebäude. Der Staat besitzt 5 Haupt- und 5 Neben-Gebäude. Von öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung:

1) Die Marienkirche in der Vorstadt, im Thale gelegen. Sie ist 121′ lang und 65′ breit, hat 1 stark gebauten Thurm mit 3 Glocken, ist hoch, geräumig und wohl erhalten, und ruht mit ihrem Gewölbe im Innern auf 6 Säulen. Auf der äußern Westseite ist das Bild der Jungfrau Maria in Stein ausgehauen angebracht, mehrere Grabsteine der Schilling, Späth, Liebenstein und Biedenfeld reihen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_238.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)