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welcher im vorigen Jahrhundert ein Gemeindeschafhaus hier gebaut wurde, gaben dem Hof auch den Namen „Schafhof.“ Obgleich der Hof zur Kirche von Unter-Lenningen gehört, so besuchen die Einwohner doch die nähere in Ochsenwang.

Nicht ferne, höher als die Teck und von dieser durch den s.g. Sattelbogen abgesondert, liegen auf hohen, kaum zugänglichen Felsen die wenigen Trümmer des Rauberschlosses, unter welchen sich nach Versicherungen der Förster verborgene Gänge befinden. Die ganz nahe gelegene Diepoldsburg, auch Diepoldstein, ist ganz spurlos verschwunden; die Ruinen des Raubers aber, hauptsächlich aus dem starken Burgmantel bestehend, ragen noch majestätisch aus dem bewaldeten Felsen hervor. Auch von diesen beiden Burgen[1] ist nicht bekannt, wann und von wem sie erbaut und zerstört worden sind. Die Sage, daß die Herzoge Erchinger und Berthold von Schwaben den Bischof Salomo von Constanz in diesem Diepoldsburg gefangen gehalten haben, ist widerlegt in dem württemb. Jahrb. 1823 S. 102. (S. auch Stälin württemb. Geschichte 269.) Aus dem Namen Diepold möchte vielmehr zu schließen seyn, daß sie von einem Grafen von Aichelberg erbaut worden ist.

Schon 1297 war sie teckisch, denn da übergibt Wolf de Altensteig dem Kl. Kirchheim einen Weinberg mit Zustimmung H. Hermanns von Teck, dessen Dienstmann er sich nennt; „actum zu Diepoldsburg.“ – „Albrecht, der Graf von Grafeneck der zu Diepoldsburg gesessen ist“ kommt 1328 vor; 1342 erscheint mit dem Grafeneckschen Wappen „Albrecht der Graf von Diepoldsburg.“ Daß die Diepoldsburg mit der Hälfte von Teck und von Kirchheim an Österreich kam, haben wir oben S. 153 gesehen; ohne Zweifel gelangte sie mit Hahnenkam an Württ. Es läßt sich aber nicht genau ermitteln , welche Rechte mit ihr verbunden waren. Graf Eberhard von W. gibt 1405 den Brüdern Berthold und Hans Schwenzlin „die Vestin das Unterdiepoldsburg mit allen Leuten, Nutzen vnd Gütern“; sie übergeben sie der Herrschaft wieder für eigen, empfangen sie als Mannlehen zurück und machen sie W. zu offenem Haus.

  1. Höslin behauptet in seiner Beschreibung der württ. Alp, daß beide Burgen ein Ganzes gebildet haben, wonach der „Rauber“ nur ein Spitzname wäre. Es ist dies um so wahrscheinlicher, als beide Schlösser nahe beisammen lagen und der Rauber unseres Wissens in keiner Urkunde genannt wird.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_276.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)