Seite:OAKirchheim 292.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Noch heißt der Weg, der von der Stadt dahin führt, der „Mönchsweg“, zu welchem das nun abgebrochene „Mönchsthörlen“ geführt hatte; und noch das Lagerbuch des Armenkasten Weilheim von 1651 führt unter den Gefällen die von „St. Michael vff dem Berg“ auf. Allein schon 1453 verkaufte St. Peter den Grund und Boden an die Stadt Weilheim für 100 Pfd. H. und diese gab im Jahr 1571 „in Bedenkung damalen begegneter vnerhörter Theurung vnd Hungersnoth den Berg St. Michels, so auch die Limpurg genannt, vnter eine gemeine arme Burgerschaft“ in Abtheilungen von 1/4 M., gegen die neunte Garbe und den Zehenten zur Benützung aus. Auch von der Capelle ist nun nichts mehr vorhanden; aber neben der Stelle, wo sie gestanden, quillt ein Brunnen – „der Kindleinsbrunnen“ hervor, dessen erfrischendes Wasser auch in den heißesten Sommern nicht versiegt.

b) Häringen, ein Weiler mit 60 unter W. begriffenen ev. Einw., liegt am Fuße des Bozler Berges, 1 St. von Weilheim in einem freundlichen Thälchen, nahe an den Grenzen der Oberämter Göppingen und Geislingen. Er wurde mit Weilheim erworben, und soll in älteren Zeiten ein Dorf gewesen seyn. Die grundherrlichen und übrigen Verhältnisse theilt er mit Weilheim, wo auch die Einwohner Bürger sind. Er theilt sich in den obern und in den untern Hof. Die h. Rentkammer kaufte 1682 sämmtliche Güter und richtete hier eine sog. Melkerei ein; am 15. Merz 1745 verkaufte sie aber dieselben für 6500 fl. an die Gemeinde Weilheim. In Folge des 30jährigen Krieges lag der Ort noch 1650 ganz öde und wüst; und am 22. Nov. 1744 soll die Melkerei ganz abgebrannt seyn.

Des Häringerbaches wurde oben S. 23 gedacht.

c) Herzogenau, ein an der Grenze des OA. Göppingen sehr angenehm gelegener 5/4 St. von Weilheim entfernter Hof, welcher stets alle Verhältnisse mit Weilheim, wohin auch die Einwohner eingebürgert sind, getheilt hat. Bei der Erwerbung von Weilheim wird er übrigens nicht genannt, und es scheint, daß er erst zu Ende des Mittelalters angelegt worden ist, wie auch die frühere Benennung „Herzogenhau“ vermuthen läßt. Auch hier war eine rentkammerliche, mit der an der Teck verbunden gewesene, Melkerei eingerichtet, welche zugleich mit Häringen an Weilheim um 3000 fl. verkauft wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_292.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)