Seite:OAMarbach0179.jpg

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Veränderungen deuten. Der viereckige Thurm ist in seinen unteren Geschossen massiv und nach einem an demselben angebrachten dreitheiligen, frühgothischen Fenster älter als das Langhaus, gegen oben aber neu aus Holz erbaut und mit einem spitzen Pyramidenschieferdach versehen. Das durch Emporen etc. verbaute Innere der Kirche ist an der Decke flach getäfelt und enthält, außer einem alten Taufstein mit dem Württemb. Wappen nichts bemerkenswerthes. Im unteren Stockwerk des Thurms befindet sich der Chor, welcher mit einem schönen Netzgewölbe, dessen Schlußstein einen Heiligen enthält, versehen ist. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch, da die geringen Einkünfte der Stiftungspflege nicht zureichen, im Bau zu unterhalten hat.

Der mit einer Mauer umfriedigte, im Jahr 1824 erweiterte Begräbnißplatz liegt außerhalb (nordwestlich) des Orts.

Das Pfarrhaus mit Scheune, Waschhaus, Hofraum und Garten befindet sich in gutem Zustande; die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das 1825 in einem neuen Gebäude eingerichtete Schulhaus enthält 2 geräumige Lehrzimmer; der Schulmeister und der Lehrgehilfe wohnen in einem ebenfalls der Gemeinde gehörigen Gebäude, das zunächst des Schulhauses steht.

Das beinahe in der Mitte des Dorfs stehende Rathhaus befindet sich in ziemlich gutem Zustande.

Ein öffentliches Backhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 11 Pumpbrunnen, überdieß ist auf den Fall der Feuersgefahr eine Wette im östlichen Theil des Orts angelegt. Die ganze Umgebung des Orts ist quellenreich.

Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige, gesunde, in der Arbeit ausdauernde Leute, deren Erwerbsquellen hauptsächlich in Feldbau und Viehzucht bestehen; bei einfacher Lebensweise trifft man große Sparsamkeit, Fleiß und viel religiösen Sinn mit Neigung zum Sektiren. Die Vermögensumstände sind im allgemeinen gut und der vermöglichste Bürger besitzt 60 Morgen Grundeigenthum, die mittelbegüterte Klasse 15 Morgen und die unbemittelte 1/2–1 Morgen; ganz Arme sind wenig im Ort. Von den Gewerben, die mit Ausnahme von 2 Schildwirthschaften und 2 Kramläden, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen, sind die Weber am stärksten vertreten, von denen einige Kunstweber auch für auswärtige Kaufleute arbeiten.

Die nicht große Markung bildet mit Ausnahme der Thalgehänge gegen die Murr, den Maubach und den Erlenbach eine wellige

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)