Seite:OAMarbach0244.jpg

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seinen Ökonomiegebäuden und freundlichen Gartenanlagen einen stattlichen Pfarrhof bildet; die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Zunächst der Kirche steht das 1836 gut erbaute Schulhaus, das neben 3 Lehrzimmern auch die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen enthält. Den Winter über besteht eine Industrieschule.

Das an der Hauptstraße stehende Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, wurde 1828 neu erbaut und befindet sich in gutem Zustande.

An weiteren, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind noch zu nennen: zwei Backhäuser, ein Schafhaus, ein Armenhaus und zwei Keltern, eine mit zwei Bäumen und einer Schnellpresse, die andere mit 2 Bäumen.

Etwa 15 öffentliche und Privat-Pumpbrunnen, von denen die öffentlichen alle sog. Doppelbrunnen sind, liefern gutes Wasser, das nie versiegt und nur in ganz trockenen Jahreszeiten etwas spärlicher fließt. Auf der Markung befinden sich einige immer laufende Quellen, von denen der Lug- und der Klingenbrunnen die bedeutendsten sind. Überdieß fließt, wie schon bemerkt, die Murr ganz nahe am Ort vorüber und setzt einige 100 Schritte unterhalb des Dorfs eine Mühle mit 4 Mahlgängen, einem Gerb- und Hirsengang, nebst einer Hanfreibe in Bewegung. Über die Murr sind zwei Brücken angelegt, von denen die bei dem Holzgarten untere, ganz steinerne die Stadt Marbach, die obere hölzerne, auf steinernen Pfeilern ruhende die Gemeinde Murr zu unterhalten hat. Das Fischrecht in der Murr steht dem Eigenthümer einer hiezu berechtigten, an dem Fluß gelegenen Wiese und theilweise der Gemeinde zu; es ist an einen Fischer um 8 fl. jährlich verpachtet. Außerdem hat jeder Ortseinwohner das Recht am Freitag in der Murr zu fischen. Von Fischen kommen vor: der Aal, welcher schon im Gewicht zu 10 Pfund gefangen wurde, der Weißfisch, der Schuppfisch und die Forelle; letztere verirrt sich zuweilen aus den Nebenbächen, wie z. B. aus der Bottwar in die Murr. Der Edelkrebs ist nicht selten. Auf dem Fluß findet eine bedeutende Scheiterholzflößerei statt, welche das Holz aus dem Murrhardter Wald herbeischafft und 1/8 Stunde südlich vom Ort auf dem Holzgarten ablagert. Ein Holzhändler hat den dem Staat und der Stadt Marbach zustehenden Scheiterholzfloß unter der Verpflichtung, sämtliche Floßeinrichtungen zu unterhalten, gepachtet, und häuft nun jedes Jahr 2–3000 Klafter Tannen- und Buchenscheiterholz hier auf, welches sodann im Laufe des Jahres verkauft,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)