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Die ärmere Klasse hat, neben einem kleinen landwirthschaftlichen Erwerb, viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Die größten Güterbesitze betragen 60–70 Morgen, die mittleren 15–20 Morgen und die geringsten 2–3 Morgen. Auf der Markung liegen etwa 200 Morgen Staatsgüter, die an Ortsbürger verpachtet sind, und namentlich der ärmeren Klasse gut zu statten kommen. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 10–12 Personen.

Allhier wurde als Sohn des Stiftspredigers geboren den 12. Juli 1774 Jonathan Friedr. Bahnmaier, 1805 Diakonus in Marbach, 1810 in Ludwigsburg, 1815 Professor der Theologie in Tübingen, 1819 Dekan zu Kirchheim, gest. den 18. August 1841. Ausgezeichnet als Prediger, Seelsorger und Lehrer.

Die große, von West nach Ost in die Länge gezogene Markung ist, so weit sie für den Acker- und Wiesenbau benützt wird, ziemlich eben und hat im allgemeinen einen aus Lehm bestehenden fruchtbaren Boden; der übrige Theil der Markung ist bergig und besteht aus den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten, auf denen an den sommerlichen Gehängen mit Vortheil Weinbau, an den winterlichen und auf der Hochebene Waldbau getrieben wird. Eine Lehmgrube ist vorhanden und auf dem Forstberg sind Werksteinbrüche angelegt.

Die klimatischen Verhältnisse sind allen gewöhnlichen Kulturpflanzen günstig, nur Frühlingsfröste schaden zuweilen in den Thälern und Hagelschlag kommt nicht selten, namentlich in der Richtung gegen den Lichtenberg vor, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe, wie des Suppinger Pflugs, der Walze, der eisernen Egge etc. gut betrieben und zur Besserung des Bodens neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips und Kompost angewendet.

Im Dreifeldersystem, mit vollständig angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Getreidearten, Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter, besonders viel Luzerne, Angersen, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, etwas Wicken, viel Hanf, wenig Flachs und Reps, letzterer gedeiht nicht gerne, ziemlich viel Mohn, Zuckerrüben und in geringer Ausdehnung Cichorien. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 6–7 Sri. Dinkel, 3–4 Sri. Haber und Gerste, und 3 Sri. Weizen; der Ertrag wird zu 8–10, ausnahmsweise 16 Scheffel Dinkel, 4 bis 7 Scheffel Gerste und Haber, und 4–5 Scheffel Weizen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100 bis 1000 fl. In fruchtbaren Jahrgängen können über den eigenen Verbrauch gegen 2000 Scheffel Getreidefrüchte nach außen abgesetzt werden.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)