Seite:OAMarbach0273.jpg

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theilweise ab und ist in minder gutem Styl wieder erneuert worden. Im obersten Stockwerk enthält der Thurm spitzbogige, theilweise mit Maßwerk gefüllte Fenster, in den übrigen nur schießschartenartige Lichtöffnungen. Von den beiden Glocken ist die größere 1856 von Heinrich Kurtz in Stuttgart, die kleinere 1747 von Martin Honold in Königsbronn gegossen worden. Das Innere der Kirche ist in einem freundlichen Rococostyl mit Stuckarbeiten an Decke, Emporen und Kanzel ausgeführt. Die Fresken an der Decke und die Malereien an den Emporen sind ohne Kunstwerth. Der Chor ist mit einem Netzgewölbe, mit je einem goldenen Stern an den Maschenkreuzungen überspannt.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt an der Südseite der Kirche.

Das im Jahr 1835 erbaute stattliche Schulhaus enthält zwei geräumige Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Die Kirche und das Schulhaus gehören der Gemeinde, während das geräumige Pfarrhaus Eigenthum des Staats ist.

Das Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First liegt von allen Seiten frei an der Hauptstraße in der Mitte des Orts und entspricht seiner Bestimmung.

Zwei Gemeindebackhäuser und ein Armenhaus sind vorhanden; die ehemalige Zehentscheuer ist zur Kelter mit einer Klein’schen Presse eingerichtet worden.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 3 laufende und 8 Pumpbrunnen, von welch letzteren 6 Privaten gehören; ein kleiner Bach, der jedoch meist von den Ortsbrunnen gespeist wird und häufig den Sommer über vertrocknet, fließt an der Nordseite des Orts vorüber. Im Ort besteht eine Wette und unterhalb desselben liegt im Thälchen ein kleiner Weiher. Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort befindet sich eine gefaßte Quelle, die vortreffliches Wasser liefert.

Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige geordnete Leute, bei denen Sparsamkeit und Fleiß für die höchsten Tugenden gelten; strafbare Handlungen kommen selten vor. Die altherkömmliche Kleidertracht verschwindet immer mehr und der dreispitzige Hut wird nur noch Sonntags als ein Stück des Feierkleides getragen; Lederhosen trägt kein Lediger mehr und auch bei den verheiratheten Bauern weichen sie allmählig den Tuchhosen. Was die Vermögensumstände betrifft, so gehört die Gemeinde zu den besseren des Oberamtsbezirks; der namhafteste Güterbesitz eines Bürgers beträgt etwa 70 Morgen, der mittlere und zugleich vorherrschende 18–20 Morgen, der geringste seltener vorkommende 1–2 Morgen. Unterstützung von Seiten der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)