Seite:OAMarbach0285.jpg

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gebunden wird, daher er in nassen Jahrgängen etwas kalt und weniger fruchtbar, dagegen in trockenen nicht selten ergiebiger als der Lehm ist. Die ergiebigsten Felder liegen in den Fluren Zeil, Osterfeld, Kirchhofäcker und Grund. Mehrere Muschelkalksteinbrüche und eine Lehmgrube sind vorhanden.

In dreizelgiger Flureintheilung mit beinahe vollständig angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Cerealien, sehr viel Kartoffeln, welche hier vorzüglich gedeihen, Futterkräuter, hauptsächlich dreiblättrigen Klee und Luzerne, Wicken, Angersen, Welschkorn, Hirsen, Flachs, Hanf, Reps, Erbsen, Linsen etc. Auf den Morgen sät man 7–8 Sri. Dinkel, 3 Sri. Gerste, 4 Sri. Haber, 4 Sri. Einkorn, 3 Sri. Weizen, 4 Sri. Roggen und erntet 8–10 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Gerste, 6–8 Scheffel Haber, 6 Scheffel Einkorn, 4 Scheffel Weizen und 4–5 Scheffel Roggen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 150–800 fl. Von den Feldererzeugnissen werden jährlich 500–600 Scheffel Dinkel und 300 bis 400 Scheffel Haber meist auf der Schranne in Backnang abgesetzt, der Repsertrag, der jedoch nur etwa 6 Scheffel beträgt, kommt meist nach Heilbronn zum Verkauf. Kartoffeln werden in großer Ausdehnung, hauptsächlich nach Stuttgart, Ludwigsburg, Heilbronn etc. verkauft.

Der nicht besonders ausgedehnte Wiesenbau liefert einen mittelmäßigen Ertrag, durchschnittlich etwa 24–32 Centner Futter von dem Morgen; von den durchgängig zweimähdigen Wiesen kann ungefähr die Hälfte bewässert werden. Der höchste Preis eines Morgens beträgt 600 fl., der mittlere 300 fl. und der geringste 200 fl.

Der Weinbau, welcher in der üblichen Weise der Neckargegend betrieben wird, beschäftigt sich hauptsächlich mit Elblingen, Silvanern, Affenthalern, Gutedeln etc., von denen etwa 3000 Stöcke auf den Morgen zu stehen kommen. Die Weinberge liegen größtentheils an stark südlich geneigten Abhängen auf Muschelkalk und theilweise auch auf der Lettenkohlengruppe; die geschätzteste Lage ist der Steinberg an der Schweißbrücke. Der Wein ist gut, besonders mild und von Farbe vorherrschend ein sog. Schiller; der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 12 Eimer angegeben und die Preise eines Morgens bewegen sich von 150–600 fl. Der Absatz geht vorzugsweise nach Backnang und Ludwigsburg. Die Preise eines Eimers waren in den Jahren 1857 36–48 fl., 1859 40–50 fl., 1860 30–40 fl., 1861 25–30 fl., 1862 25–36 fl., 1863 30–40 fl., 1864 33–48 fl., 1865 66–80 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)