Seite:OAMarbach0293.jpg

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Stiftungspflege zu, die jedoch wegen Mittellosigkeit von der Gemeindekasse unterstützt werden muß.

Das ansehnliche, 1790 auf Kosten des Staats erbaute Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Eine Industrieschule ist vorhanden.

Das ehemalige Pfarrhaus, das an die Kirchhofmauer angebaut war, ist jetzt in Privathänden; das gegenwärtige, sehr ansehnliche, 1594 erbaute steht in der Klostergasse, gegenüber dem ehemaligen Kloster; es wurde im Jahr 1782 erkauft und für seine gegenwärtige Bestimmung zweckmäßig eingerichtet. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) vom Ort.

An der Ecke des Marktplatzes und der Hauptstraße steht das ansehnliche, theilweise im Renaissancestyl erbaute Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First; es enthält im untern Stockwerke rundbogige Arkaden, der übrige Theil des Gebäudes zeigt einen sehr soliden Eichenholzbau und hat noch nach alter Sitte eine Küche und einen Tanzboden. An der Treppe, die außen am Gebäude zum zweiten Stockwerk führt, steht die Jahrszahl 1765, während an der Nordseite des Gebäudes eine unter dem Ortswappen angebrachte Inschrift uns die Zeit der Erbauung des Rathhauses im Jahr 1686 angiebt.

Das Ortswappen hat im Schilde einen aufgeschichteten Steinhaufen und über demselben den Reichsapfel. Ein Armenhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Oben im Dorf, in der Klostergasse, an dem Abhang gegen das Bottwarthal, stand das ehemalige Nonnenkloster Mariathal (s. u.), das im 30jährigen Kriege ein Raub der Flammen wurde. Wie großartig es war, läßt sich theils aus den Überresten, theils aus einer genauen Beschreibung im Lagerbuch von 1577 wahrnehmen, dort heißt es unter anderem: eine doppelte, gegen 30′ hohe Mauer schloß das Kloster nebst einer bedeutenden Anzahl von Äckern, Gärten, Wiesen und Gebäulichkeiten ein. Die äußere Mauer schloß sich beim Ziegelthor an den Flecken an, zog über das Bottwarthal hinüber und hatte einen Umfang von mehr als 1200 Schritten; sie deckte zugleich den Flecken, an dessen Ringmauer sie sich anschloß beinahe zur Hälfte, daher auch dieser die Pflicht hatte, sie im Bau zu unterhalten. Innerhalb der Mauer lagen 3 Morgen Gras- und Baumgärten, einige Morgen Äcker und schöne Weinberge, die Pfister-Weinberge genannt. Das Areal war mehrere 100 Schritte lang

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)