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im C.-Hosp. während 10 Jahren bei 16 verschiedenen Gewerben 13 Fälle von Bandwurm vor. Davon fielen auf die Metzger 7 Fälle; eine Zahl von 12 Proz. aller bei den Angehörigen dieses Gewerbs vorgekommenen Erkrankungen.

Bei Weitem verbreiteter als der Bandwurm ist die Krätzmilbe und die von ihr erregte Krätze. Sie liefert in das C.-Hosp. jährlich eine große Zahl von Kranken. Von 1828–1853 wurden daselbst 9647, d. h. 24,5 Proz. aller Kranken an Krätze behandelt; unter dieser Zahl waren freilich viele nur durchwandernde, St. nicht angehörende, Handwerksgesellen. Die Zahl der Krätzigen stieg anfangs bis 1830; dann nahm sie wieder ab bis 1836. Von diesem Jahre an bemerkt man ein fast stetiges Steigen bis 1851–1852; hier erreichten die Krätzigen die enorme Zahl von 802. Seither ist wieder eine langsame Abnahme zu bemerken. Unter den St. Gewerben lieferten die meisten Krätzigen die Buchbinder, Flaschner, Dreher, Schreiner, Schneider, Wagner, Schuster und Weber; am wenigsten die Gerber, Steinhauer, Zimmerleute, Bäcker, Gold- und Silber-Arbeiter, Metzger, Buchdrucker und Ipser. – Die Jahreszeiten unterschieden sich bedeutend in der Zahl der Krätzigen. Die kleinste Zahl fiel auf die Monate Aug. bis Nov., die größte auf die Wintermonate.

Überblickt man diese ganze Reihe von akuten und chronischen Krankheiten, so kann als Endresultat ausgesprochen werden, daß St. frei von endemischen Krankheiten ist; daß es die gewöhnlichen Krankheiten des westlichen Europa’s, typhöse Fieber, Katarrhe und Entzündungen der Lungen, Tuberkulose und Skropheln, in mäßigem Grade theilt; daß es von wandernden epidemischen Krankheiten während der letzten Jahrzehnde nie in bösartiger Weise berührt worden ist; endlich daß zu St. von allen Krankheiten nur die Bleichsucht in ungewöhnlicher Häufigkeit auftritt. Dieses Gesammt-Ergebnis ist sicher ein günstiges, und es wird durch die oben erwähnten günstigen Sterblichkeitsverhältnisse unserer Stadt vollkommen bestätigt.

c. Moralische Eigenschaften.

Um auf die moralischen und intellectuellen Eigenschaften zu kommen, so spiegelt sich Schwaben in seiner Hauptstadt ab, deren Einwohner sich durch Gemüthlichkeit, tiefes und feines Gefühl, Treuherzigkeit, Geselligkeit und Arbeitsamkeit kennzeichnen; die Weingärtner insbesondere sind ein rastlos arbeitendes abgehärtetes Geschlecht. Der Stuttgarter liebt sein Vaterland und ganz besonders seine Vaterstadt; er hängt seinem angestammten Fürsten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)