Seite:OAStuttgartStadt0114.png

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bei diesem unten näher darzustellenden Ereigniß ausdrücklich von dem castellum Stutgarten – von einer Vestung also, die ohne eine Burg nicht wohl denkbar ist. Seit dem 14. Jahrhundert begann die hiesige Burg allmälig Hauptaufenthaltsort der Grafen zu werden. Im Jahre 1417 werden erwähnt: der Burgvogt, des Grafen „altes (nach damaliger Sitte für die ganze Familie bestimmtes) Gemach oben im Haus mit fünf guten Bettstatten, … die Kammer mit dem Wurzgarten gegen den Hof hinaus, … der Erker mit drei Bettstatten, … die große Stube neben des Grafen Gemach, … die Ritterstube oben im Haus, … die untere große Türnitz,“ 1484 „die krumme Stube, darin der Graf (Eberhard d. ä.) seine gewohnlich Wohnung hat“, – Alles Angaben, die sich auf den noch stehenden südöstlichen Bau beziehen. Ein Berchfrit oder anderer Thurm, wo die Wächter gestanden sein mögen, welche nach dem Lagerbuche die Stadt im Schlosse zu unterhalten hatte, wird nicht mehr erwähnt. Dagegen ist (1417) die Rede von einem „Sommerhause“ vor der Burg; und 1480 wird des „neuen Hauses“, das Graf Ulrich der Vielgeliebte 1451 gebaut haben mag, gedacht. Ein Brunnen, den Graf Eberhard d. ä. 1490 von Kaltenthal hereinführen ließ, scheint später dem „Brunnenhaus“ den Namen gegeben zu haben, welches bis etwa 1561 im Hofe stand, und dessen Mittelstock 1560 die jungen Fräulein, d. h. die Prinzessinnen, und die Jungfrauen, d. h. die Hoffräulein, bewohnten. Die ebengenannten Gebäude waren jedoch mit dem Hauptbau nicht vereinigt, sondern standen, wenn auch vielleicht durch Gänge verbunden, abgesondert. Wo die Burgcapelle stand, in welche 1497 die Caplaneipfründe St. Johannis von der Capelle zu Gröningen verlegt ward, ist nicht bekannt. Die Metzig lag 1468 zunächst der Burg. Alle diese Gebäude, ausgenommen den südöstlichen Bau, ließ Herzog Christoph abbrechen und von 1553 an die drei steinernen, durch Säulengänge verbundenen, den Hof einschließenden Flügel aufführen und mit jenem verbinden[1]. Der Bau, welcher den Abbruch mehrerer Privatgebäude auf der Südseite nöthig machte, wurde von dem h. Baumeister Aberlen, (Albrecht) Tretsch geleitet und dauerte bis 1570. Von jetzt an, wo das Gebäude den neueren Zeitbedürfnissen angepaßt worden, nimmt es für immer die Benennung „Schloß“ an. – Was nun die einzelnen Theile desselben in ihrer jetzigen Gestalt betrifft, so kommt


  1. Die in allen Druckschriften sich findende Angabe, daß Christoph das ganze Schloß habe abbrechen lassen, ist unrichtig.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)