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Blumen-Parterre’s und einem terrassenförmig angelegten Weinberge in Verbindung stehen. Eine Platanen-Allee führt in den im englischen Styl angelegten unteren Garten, der für die Botaniker von hoher Wichtigkeit ist. Hinter einer großen Rasenfläche mit einer Fontaine, welche aus sechs Röhren das Wasser in den verschiedenartigsten Formen hervorsprudelt, sind viele seltene Arten von Tannen zu sehen: die fast schwarze pinus austriaca, die japanische, indische und virginische Ceder, Balsam- und Eiben-Tanne, die prachtvolle Norfolk-Fichte, die Brasil-Tanne etc. Außer manchen anderen romantischen Partien mit Garten-Häuschen, Kiosks u. dergl. sind ferner zehn Blumenbeete zu erwähnen mit einer seltenen Sammlung von Rosenbäumchen und Dahleen, sowie unter dem Schatten von fünf Linden eine Sammlung Neuholländer Pflanzen; sodann ein kleiner Irrgarten mit schönen ausländischen Gesträuchen und Baumarten, namentlich aber der äußerst malerische, etwa 80′ tief zum Neckar sich hinabsenkende terrassenförmig angelegte Mühlrain, oben mit einer Veranda auf zwölf Säulen und einer Sammlung der lieblichsten Alpen-Pflanzen, von wo sich über moosbewachsene Felsen und Pflanzen ein Wasserfall in mancherlei Formen in den Neckar hinabstürzt. – In dem Küchen-Garten finden sich die edelsten französischen Obstbäume, die in einem eigenen Katalog verzeichnet sind. Haupterzeugnisse sind Spargeln, Artischocken, Cardonen und Blumenkohl. Von den Gewächshäusern dieser Abtheilung ist das Orchideenhaus mit seinen parasytischen, sonderbar gebildeten Pflanzen und deren balsamisch duftenden Blumen und den Pflanzen-Gebilden, welche auf den Rinden anderer Pflanzen leben, das Merkwürdigste, da diese Wucher-Pflanzen aus Amerika’s, Asiens und Afrika’s tropischen Regionen in vielerlei Species hier ihre Vertreter haben. Das Ananashaus wird durch Dung erwärmt. Die hier stehenden Gewächs-Häuser haben mehr als 250 Fenster, welche alle mit gußeisernen Sprossen versehen sind. – Das 1846–1847 von C. Leins ausgeführte massive Orangerie-Haus ist 101′ lang und 56′ breit, und bildet ein länglichtes Viereck mit zwei Stockwerken, das untere für die Pomeranzen-Bäume, das obere zum Absteig-Quartier für hohe Gäste bestimmt. Auf beiden Seiten schließen sich an diesen Mittelbau zwei Gewächs-Häuser an, die, in gekrümmten Linien laufend, mit der Orangerie ein weites Hufeisen bilden, und auf beiden Seiten mit durchaus gläsernen Pavillons von cylindrischer Form endigen. Die gekrümmten Glas-Häuser von 16′ Lichtweite haben einen inneren Radius von 81′ und einen äußeren von 104′, und die Rotunden einen Durchmesser von 37′, bei einer Höhe von 201/2′ bis zum Anfang des kegelförmigen

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)