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sind die Trottoirs noch hin und wieder durch Haus- und Laden-Treppen unterbrochen, obgleich auf ihre Entfernung neuerer Zeit thunlichst hingewirkt wird. Die Fuß-Pfade von Asphalt, welche das Residenz-Schloß zum Theil umgeben, haben sich wenig bewährt, und daher auch weitere Nachahmung nicht gefunden.

h. Die Straßen-Beleuchtung geschah in älteren Zeiten, jedoch nur bei außerordentlichen Veranlassungen, durch Feuer-Pfannen. Regelmäßig, aber nur für die Wintermonate, ward sie erst 1715, wo 106 Laternen an den Häusern auf Stöcken angebracht wurden (in Paris wurde sie 1671, in London 1684, obwohl noch mangelhaft, eingeführt); 1732 wurde sie aufgehoben, 1761 mit 770 Laternen wieder hergestellt, und 1786 wurden die sogenannten Reverbers (in der Mitte der Straße) eingeführt, deren Zahl sich 1811 auf 251 belief. Zur Bestreitung der „Illuminations-Kosten“ hatten die wachefreien, sowie die neuaufgenommenen Bürger und Meister bis zu 8 fl. jährlich zu entrichten, wozu noch 1/2 Proz. des Erlöses aus Gebäuden kam. Auch wurden besondere Umlagen auf die Häuser-Besitzer gemacht, bis in neuerer Zeit die Ausgabe unter den Stadt-Schaden aufgenommen worden ist. Der Jahrs-Aufwand für 341 Reverbers war 1843–1844 11.371 fl., und betrug bei hohen Öl-Preisen viel mehr. Seit 1. November 1845 aber besteht durch Vertrag mit der kurz zuvor gegründeten Gasbeleuchtungs-Gesellschaft, welche ihre Fabrik außerhalb des Büchsen-Thores, den Sitz des Verwaltungs-Raths aber in Genf hat, Beleuchtung mittelst Steinkohlen-Gas, wozu sie durch die Gemeinde 25 Jahre lang ausschließlich privilegirt worden ist. Sie hat ein der Art geläutertes Gas zu liefern, daß bei einer Brennzeit von 1 Stunde und Lichtstärke von 7 guten Wachskerzen (von 4 Stücken auf 1 Pfund) 41/2 Kubikfuß Gas, englischen Maßes, verzehrt werden, wofür sie bei 1625 Stunden Brennzeit 23 fl. 20 kr. für die Flamme jährlich erhält. Die Laternen sind in Entfernungen von 115–125′ in den Haupt- und von 150′ in den entfernteren Straßen angebracht. Als mit 450 Gas-Laternen begonnen wurde, war der Aufwand kleiner und die Lichtstärke mindestens doppelt so groß, als zuletzt bei der Öl-Beleuchtung. Am 1. Oktober 1853 brannten auf Wand-Armen in den Straßen 436, auf Candelabern in der Königs- und Neckar-Straße und auf öffentlichen Plätzen 77 Gasflammen[1]. Man tadelt, daß in dunkeln Mondnächten keine oder nur unvollkommene Beleuchtung stattfindet.


  1. Die Gesellschaft beleuchtet auf Verlangen auch Gebäude. Am 1. Oktober 1853 waren in öffentlichen Gebäuden 240, im alten und neuen Schloß 120, im Hof-Theater 1380, in Privat-Häusern 2600 Flammen eingerichtet.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)