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und Filatorien, Tafft-, Sammt- und Seiden-Weber, Atlas-Drucker und Borten-Wirker thätig. Nachdem sie im dreißigjährigen Kriege eingegangen, nahm J. P. Rigal, der hier 1729 eine Seiden- und Castor-Strumpf-Weberei errichtet hatte, den Plan wieder auf, und gründete mit herzoglicher Unterstützung 1735 eine Gesellschaft mit Monopol-Recht, welche in Berg Filatorien baute (das große stand noch 1794), und zumal mit Hilfe der eingewanderten Waldenser namentlich auch die Maulbeerzucht hier und auswärts betrieb, 1767 aber durch den Bankerut Anderer fallirte. – Zwei 1714 und 1728 angelegte Strumpf-Fabriken, letztere von der reformirten Gemeinde angelegt, waren von kürzerer Dauer. – Von Belang war dagegen die Tabaks-Fabrication. Zwar wurde noch 1656 das „hochschädliche Tabak-Trinken“ verboten; aber schon 1700 hatte die Consumtion so zugenommen, daß die Rent-Kammer eine Fabrik mit Monopol errichtete, zu welcher aller im Lande gebaute Tabak einzusenden war. Im J. 1710 wurde auch hier, im Atzenberg, Tabak gebaut, und 1713 im Lande zwangsweise so viel gepflanzt, daß kein fremder mehr nöthig war. Die Fabrik wurde 1737 nach Ludwigsburg verlegt und verpachtet. Nach Aufhebung des Monopols 1770 errichtete Ch. Fr. Reinhardt 1778 eine Fabrik, die noch 1791 bestand. König Friedrich führte das Monopol wieder ein und ließ hier bis 1816 die Tabaks-Fabrication in Staatsregie betreiben. – Inzwischen hatte die Rent-Kammer 1702 eine Gewürz-Mühle in Berg errichtet, in welche alle Specerei-Händler der Umgegend gebannt wurden; auch gründete sie 1731 eine Lichter- und Saifen-Fabrik, die jedoch nur kurze Zeit bestand. Eine 1729 von den Gebrüdern v. Bayer hier oder in Ludwigsburg errichtete Tapeten-Fabrik scheint auch nicht von langem Bestande gewesen zu sein. Dasselbe war mit einer hier 1756 angelegten Kattun-Fabrik der Fall. Nach einer längeren Pause wurde 1795 durch den Holländer Bangert in Berg eine Leder-Fabrik errichtet, die nach Italien und der Schweiz guten Verschluß hatte, und bald darauf verpflanzte ebendahin Kylius die erste Baumwollen-Spinnerei; während 1797 die Fabriken von baumwollenem Zeug, von Barrier, von Meubles-Zeugen etc., von Landauer, und 1817 der Woll-Tuch-Fabrik von Enslin erstanden. 1

Von mechanischen Künstlern sind frühe schon die Lautenmacher (1451 Meister Conrad) und die Orgelbauer genannt. Graf Ulrich befreite 1470 auf Bitte des Magistrats den „Meister Leonhard Orglenmacher“ von Wachen und Frohnen; 1511 macht Wolfgang Rychart eine Orgel für Herzog Ulrich, ebenso 1579

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)