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kaum für einen Monat die Lebensbedürfnisse hervorbringt. Im J. 1853 kamen durchschnittlich 666 auswärtige Verkäufer auf jeden Wochenmarkt. – Der Vorkauf (d. h. der Aufkauf vor der Stadt; die Zahl der Vorkäufer s. zuvor S. 239) war durch das Stadtrecht von 1492 verboten, damit Alles zu Markt komme, und die Gremper, Merzler und Fürsitzer am Markt, d. h. die Viktualienhändler, durften eben deßwegen ihre Waaren nur in solchen Orten kaufen, die über eine Meile von Stuttgart entfernt waren; auch durften die Gremper die Preise von einem Wochenmarkte zum andern nicht erhöhen. Diese Einrichtung mit einer gewissen Zahl privilegirter Vorkäufer bestand noch 1764: die Aufhebung dieses Privilegiums und die Zulassung jeder Viktualien-Verkäufer erfolgte 1811, und die weitere Beschränkung, daß die Vorkäufer vor dem Ablauf einer gewissen Zeit auf dem Markte nicht kaufen durften, kam 1848 außer Übung.

Der Dienstags Statt findende, schon seit alten Zeiten bestehende, Fruchtmarkt, für welchen hinsichtlich des Vorkaufs die schon erwähnten Beschränkungen gleichfalls galten, wurde 1811 neu eingeführt und die Fruchthalle von dem Rathhaus in den von der Stadt erkauften alten Marstall, 1823 aber in das von Stein neu erbaute Kornhaus bei der St. Leonhards-Kirche verlegt, über welches ein städtischer Inspector mit den erforderlichen Fruchtmessern etc. bestellt ist. Der Markt wird zumeist mit Brodfrüchten, hauptsächlich von Bayern und namentlich von Nördlingen her, befahren; er hat aber, weil die Preise seit den letzten Jahren mit denjenigen der bayerischen Märkte auf gleicher Höhe standen, abgenommen, und die Beifuhr ist von 70.986 Sch. Frucht im Jahre 1843 auf 19.861 Sch. im Jahre 1852 zurückgegangen. Daher besuchen die hiesigen Bäcker neuerlich häufiger die Heilbronner Märkte, oder kaufen sie die Frucht in den Dörfern des Strohgäus. Der Handel mit Mehl dagegen ist fortwährend in Zunahme: die 27 Händler sollen 1852 32.205 Ctr. verkauft haben, wovon 25.000 auf die Kunstmühle in Berg treffen.

Zu den Besuchern der Wochenmärkte kommt alltäglich noch eine große Menge von Producenten, um auf dem Markte und in Wohnhäusern feil zu bieten. Die Zahl der mit Patenten versehenen Hausirer beträgt 155; noch größer ist die Zahl der Angehörigen hiesiger Weingärtner, welche in gewissen Häusern Gemüse u. dgl. verkaufen.

Was die wirkliche Consumtion der Stadt betrifft, so wurden 1852 nach den Angaben der Bäcker 234.000 Sch. Dinkel in 3.942.000 Laibe von 6 Pfd. zu Brod verbacken, und fielen an Erlös für 292.000 fl. auf Wecken und 87.600 fl. auf mürbes Backwerk. Hievon geht etwa 1/30 auf das Land, und treffen also

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0287.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)