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einer alljährlich zu regelnden Taxe für sie außerhalb des Hauses besorgt, Ersatz zu leisten, ausschließlich der dem Oberamtsbezirk Ulm Angehörigen, für welche dieser ein Aversum entrichtet. Von 1828 bis Ende 1852/53 wurden in 73 Cursen 1412 Schülerinnen unterrichtet. Die nächste Leitung der Anstalt hat der erste Hauptlehrer mit dem Verwalter des Catharinen-Hospitals, unter der Oberleitung der Kreisregierung.

Die 1827 von Schullehrer Wagner errichtete, seit 1850 unter Leitung und Verwaltung eines Vereines und dem Protectorat der Frau Kronprinzessin stehende, Blinden-Anstalt nimmt arme blinde Kinder von hier und dem Land auf, um denselben bis zum 14. Lebensjahre Schulbildung und bürgerliche Brauchbarkeit zu ertheilen. Ihre Einnahmen (1500–2000 fl.) fließen nächst einem Staatsbeitrage von 100–150 fl. aus der Privatwohlthätigkeit[1], namentlich der Königlichen Familie. Die Anstalt besitzt ein Capitalvermögen von 2958 fl. und einen Garten. Im J. 1853 waren 12 Pfleglinge, worunter 9 männlichen Geschlechtes, vorhanden, von welchen 3 unentgeldlich und 3 gegen theilweises Kostgeld verpflegt wurden.

Die Thierarznei-Schule[2] wurde zu Ende des Jahres 1821 eröffnet und hat die Bestimmung: praktische Thierärzte sowohl für den Civil- als Militär-Dienst zu bilden. Sie befindet sich in einem Theile der früheren K. Menagerie-Gebäude, zwischen dem sogenannten Stöckachweg und der nach Canstatt führenden Hauptstraße. Das Parterre des Hauptgebäudes enthält vornämlich einen amphitheatralisch eingerichteten Saal zu Vorträgen über Anatomie u. s. w.; der zweite Stock den gewöhnlichen Hörsaal, den Schlafsaal für die Civil-Zöglinge, das Bibliothekzimmer, eine Lehrers-Wohnung und einen Saal für die anatomische Sammlung. Die Operations- und Beschlag-Wand ist in Hördt’s Lehrbuch des Hufbeschlags (Stuttgart 1829) beschrieben und abgebildet. Außer einigen andern Gebäuden, Stallungen etc. gehört zu der Anstalt ein etwa 4 Morgen großer, mit Obstbäumen bepflanzter und durch Stangen in 13 Abtheilungen oder Koppeln getheilter, Weideplatz, welcher grünes Futter liefert, und zum Aufenthalt kranker Pferde im Freien


  1. Größere Beiträge sind: 1000 fl. vom Staat, 600 fl. von der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins, 600 fl. von dem Könige, 990 fl. von der Königin, 1605 fl. von der Frau Kronprinzessin, 100 fl. von der Königin von Holland, 175 fl. von den Großfürsten Nicolaus und Michael von Rußland, 300 fl. von Kaufmann J. Ch. Haueisen, 200 fl. von Kronmobil.-Verwalter Richard, 1000 fl. von Hofbank-Kassier Götz, 300 fl. von Cath. Mack, ledig.
  2. S. Hering: die K. württ. Thierarznei-Schule. Stuttgart 1847.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0386.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)