Seite:OberamtEllwangen 016.jpg

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Aus den horizontal abgelagerten Tertiär- und Quartär-Schichten des Rieskessels ragen inselartig zwei niedrige Höhenzüge hervor, von welchen der eine von Heroldingen am Südrande des Rieses, nördlich bis zum Wennenberg, der zweite von Schmähingen über Reimlingen, den Adlerberg, Stoffelsberg und die Marienhöhe bei Nördlingen sich hinzieht. Den unteren Theil dieser Höhen bildet das Urgebirge, in dem röthlicher Granit, Gneiß und Hornblende haltige Gesteine vorherrschen. Nirgends aber trifft man im Ries frisches Gestein, so ist auch hier nur Granit-Sand und Grus; auch das scheinbar feste Gestein zerfällt bei einem leichten Schlage mit dem Hammer in kleine eckige Bruchstücke, was durch zahlreiche Risse vorbereitet zu sein scheint. Es ist das eine Eigenthümlichkeit, welche ausnahmslos allen festen Gesteinen des Rieses, insbesondere auch den dort anstehenden Felsen des weißen Jura zukommt, die daher den Lokalnamen „Griesfelsen“ führen.

Auf dem Urgebirge liegen zunächst mächtige Konglomerate von krystallinischen Gesteinen, besonders schön an der Marienhöhe bei Nördlingen (Wallfisch-Keller), wo das Konglomerat aus Gneißbrocken mit verwitterter Rinde und frischem Kern besteht. Erst auf diese Konglomerate folgen Schalen von tertiärem Süßwasserkalk mit Schnecken, unter welchen Helix sylvestrina Ziet. die häufigste ist, dann Bänke ganz erfüllt mit Cypris faba oder anderen mit Litorinella acuta. Diese Schichten, in welchen keine Braunkohlenthone vorkommen, sind somit durch ihre organischen Einschlüsse auf das engste mit den Bildungen verbunden, welche den eigentlichen Rieskessel ausfüllen.

In der engsten Beziehung zu den Süßwasserkalken und, wie diese, im Ries immer an das Vorkommen von Granit und Trachyt gebunden, stehen die Sprudelsteine oder Gaskalke, welche den majestätischen Felsen von Wallerstein, den Goldberg, den Hahnenberg und den Spitzberg bilden. Es sind das großschalige Sinterbildungen, welche kohlensäurereiche Quellen inmitten des tertiären Riessees aufgebaut haben. In dem Kalkfelsen auf dem Hahnenberg und dem benachbarten Spitzberg hat Professor Fraas Haufwerke von Knochen von Pelikanen, Storchen, Reihern, Gänsen und Enten u. s. w. der Obermiocänzeit entdeckt, welche auf den vom Sprudelstein gebildeten Inseln des tertiären Riessees ihre Nistplätze hatten.

Weit schwieriger wird die Beurtheilung der geognostischen Verhältnisse, wenn wir uns von dem Rieskessel aus dem aufsteigenden

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 016. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)