Seite:OberamtEllwangen 129.jpg

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In der Mundart (s. u.) gibt auf ganz kurze Entfernungen die andere Stammesart sich kund. Ganz anders lauten die Worte aus dem Munde der Gemeindeangehörigen von Jagstzell oder Rindelbach diesseits, Honhardt oder Jagstheim jenseits. Doch lassen einige Ortschaften Übergänge wahrnehmen, so Hummelsweiler, evangelisch, zur politischen Gemeinde Rosenberg aber zur Pfarrgemeinde Honhardt gehörig, von der andern Seite der katholische einst ellwangische Ort Stimpfach. Fränkische Anklänge findet man auch im Bühlerthal, hauptsächlich aber in den an den Zuflüssen der fränkischen Wörnitz gelegenen Theilen der Gemeinden Wörth und Stödtlen, auch am Ostrand des Oberamtsbezirks – Geislingen, Zipplingen, Wilflingen, Benzenzimmern.

Auch Bauart und Farben der Häuser zeigen den Wohnsitz eines anderen Stammes. Sofern man auf Grund der Mundart, die auch innerhalb des schwäbischen Gebiets oft auf kleine Entfernungen von Landschaft zu Landschaft, oft von Ortschaft zu Ortschaft ihre Besonderheiten wahrnehmen läßt, und auf Grund sonstiger Landesart und Volksart unterscheidet zwischen Süd- und Nord-, Ober- und Unterschwaben oder Oberland und Unterland, so nimmt der Oberamtsbezirk Ellwangen zwischen beiden eine Mittel- oder Übergangsstellung ein. Durch das kühlere Klima und entsprechend die Art des Bodenanbaus ist dieser zum größeren Theil dem Neckargebiet angehörende Landestheil dem Oberland zugewiesen.

H. v. Hölder bezeichnet in seiner „Zusammenstellung der in Württemberg vorkommenden Schädelformen“ – Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg 1876 – auf Taf. V. die Bewohner des größeren Theils des Oberamtsbezirks Ellwangen – östlich der Jagst – als vorherrschend brachycephal, somit als nicht germanisch.

Bei Gelegenheit der Impfungen im Jahr 1884 wurde von den zur öffentlichen Impfung gebrachten Kindern – die meisten im Alter von 1/2 bis 11/2 Jahre, wenige um 1, auch 2 Jahre älter – die Farbe der Augen und der Haare aufgezeichnet. Das Ergebnis ist in der Übersicht S. 130 enthalten.

Ein anderer Jahrgang würde wohl etwas andere Zahlenverhältnisse geben, im Ganzen aber doch ein gleiches oder ähnliches Farbenbild zeigen. Da ist nun zu beachten: Von den blauen Kinderaugen wird die Mehrzahl mit der Zeit grau,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)