Seite:OberamtEllwangen 162.jpg

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sich erholen konnte, wurde es in den Wagen genöthigt, und nun ging es die ganze Nacht über Stock und Stein, bis beim ersten Hahnenruf Roß und Kutsche bei dem Braunenbäumchen über Aalen stille hielt. Viel zu kämpfen mit dem Geiste hatte ein kühner Bursche, der in seiner Jugend in einem Dörflein wandelte, wobei er das Bereich des Geistes passieren mußte. Einmal forderte er von dem Herrn des Waldes, seinen Durst zu stillen, und hatte die Unvorsichtigkeit ihn bei seinem Spottnamen zu citiren. Da erschien der Jäger im höchsten Zorn mit einem Fäßlein, aus dessen Spunten ein feuriges Naß sich ergoß, und warf dann den muthwilligen Jungen mit solcher Gewalt in den Graben, daß er in der Frühe elend zugerichtet nach Hause wankte (vergl. Birl. Volksth. 1, 12 ff.).

Schwabsberg. Im Staatswald Hexenbuck bei Goldshöfe soll es geisten.

Stödtlen. Der Bauer auf dem Freihof mußte jährlich ein Ei ins Kloster (Ellwangen) vierspännig liefern, es war an einer Kette befestigt in einem Säcklein. Die Kette war in der Mitte quer übergezogen. Einsmal lieferte der Freihofbauer das Ei nicht mehr. Ein Krieg zwischen Oettingen und Ellwangen erhob sich; der Bauer wurde gefangen und fast sein Lebtag in Speier festgehalten. (Birl., Volksth. 2, 185.)

Unter-Schneidheim. Zwischen Ober- und Unter-Schneidheim soll ein Bär umgegangen sein. Im Riedholz, bis gegen den Walxheimer Burstel zu, soll es geisten.

Wörth. Auf der sog. Brandmauer im Dinkelsbühler Spitalwald Brand sitzt ein Geist, der Schellenbogenschnitzler, und schnitzt Schellenbögen für die Leithämmel. Der Geist ist übrigens nicht ganz harmlos, er soll schon manchen, der vorbeiging, im Wald irr geführt haben, auch wurde er schon öfter ein Schrecken der Holz- und Waldfrevler, indem er dieselben beohrfeigte, und ihnen das Waidvieh nach allen Richtungen trieb.

Westhausen. In der Umgegend von Westhausen und Lauchheim ist das Hojemändle bekannt. Wenn’s eine Steig hinaufgeht und die Zugthiere, besonders Ochsen und Kühe, hart thun, kommt hie und da das Hojemändle und bietet mitleidig sein gutes Vorspann an und hilft dann glücklich hinauf. Es ist ein ganz kleines untersetztes Männlein in gewöhnlicher Kleidung. Für seinen Dienst läßt es sich aber nachher gut bezahlen. Dem Bauer wird sein Vieh schrecklich geplagt und schauerlich zugerichtet, und zuletzt fällt es im Stall nur um und ist todt. Darum hat man das Hojemändle nicht gern, und Leute, die ihm schon gerufen, mußten ihren Muthwillen theuer büßen. Um sich aber vor ihm zu verwahren, soll man, so oft das Vieh ausgetrieben oder angespannt wird, sagen: Hoi, hoi, in Gottesnamen! Dann kann das Hojemändle nichts mehr anhaben, und darum sagt man dieses bei dem Landvolke immer. (Birl. Volksth. 1, 56.)

Zu Westhausen lebte vor Zeiten, es mag am Ende des 14. Jahrhunderts gewesen sein, ein Kaplan, und diesem sein Name war Michel. Sein Geschlecht zählte unter die Patrizier und war reich. Darum lag ihm auch nicht so viel an der Kaplanei. Sein Bruder war Wirth in Westhausen und bei diesem saß er öfter als im Beichtstuhle und las fleißiger in der Flasche als im Brevier. Hatte im Übrigen ein gutes

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)