Seite:OberamtEllwangen 176.jpg

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Geschäfte halber gehen die Leute aus den Orten um Ellwangen außer in die Stadt Ellwangen gerne nach Aalen, Bopfingen, Nördlingen und Dinkelsbühl, auch auf den Viehmarkt nach Wasseralfingen, aber nicht nach Crailsheim, dahin ist nicht eine Spur von Verkehr und von 100 Bauern haben diese Stadt noch keine 5 gesehen. Diese Erfahrung läßt sich durchaus nicht aus dem Unterschied in der Konfession erklären; denn es gehen sogar viele Leute, welche von Aalen aus gerechnet über Ellwangen hinausliegen, mit Umgehung von Ellwangen nach Aalen oder Bopfingen.


Seltene Ausdrücke, Sprichwörter.

„Röhren“ für weinen (aber flennen nicht bekannt); einen utzen und markiren (aber foppen nicht gebräuchlich); spinnen, der Spinner, ein überspannter Mensch. Das Kind ist an dem und dem Tag „geworden“ statt geboren. Beim Dreschen umkehren heißt „kuonzen“. Für schlingen hört man nur die alte Form „schlinden“. Die Pferde kirren. Die Sau nimmt vom Eber auf: sie rumpst. Diese Leute sind verschenkisch, es sind verschenkische Leute, d. h. sie schenken gerne her. Ein Paar Ochsen anfeilen d. i. feil machen durch Bieten. Ochsen gleichen, zu einem Paar zusammenstellen und zusammengewöhnen. Der Raule d. i. Kater. Der Ganter oder Faßständer, worauf man die Bierfäßchen legt. Der Dexel, ein Zimmerbeil mit krummgebogener Schneide zum Aushauen einer Rinne. Ein Schlåh Heu, ein Schlåh Leute. Wenn das Heu auf der Wiese dürr ist, wird es in eine lange Zeile, in einen Schlåh zusammengerecht, daß es gut aufladen ist. Keiten oder Krautsetzlinge, „Sankt Veit (15. Juni) setzt die erste Keit.“ Die Urwahl, Überbleibsel beim Essen. Man hat dich nicht zum Gassaten spielen: der Aussonderer, der Sonderling. Einen überzähligen nicht für zum Voraus bestimmte Geschäfte angestellten Knecht heißt man einen Schrollen. Ein Dienstbote hat eine gute Grinne, z. B. ein Bräuer, der das Geld für Hefe für sich behalten darf. Flurnamen in Röhlingen: Ronefeld, Vormittagsheu, Nachmittagsheu, hier: beim todten Manne, Osterfeld, Auchtwiesen, in Neunstatt: Thorhäule vielleicht Hain des Thor? Gerenäcker, an einem Ende spitz zulaufende Äcker. Lautversetzung: Urle für Ulrich, der Kräben für Korb, Anken für Nacken, es duret für donnert, „se“ regnet für „es“ regnet, in „Spälter“ für „Splitter“ ist das „l“ an seiner ursprünglichen Stelle stehen geblieben. Übergang der Schmelzlaute in einander: „Du daulst mich“ für „Du dauerst“, der „Ähle“ für „Ähne“. Kofler für Schinder. Statt Flochberger ist noch der alte Name „Kofler“ gebräuchlich. Die Esseln für Nesseln. Ausdrücke aus dem Lateinischen und Romanischen, welche im südlicheren Theil von Schwaben gäng und gäbe, sind beinahe ganz unbekannt geblieben, z. B. wenn die Kinder in die Schule kommen, wissen sie nichts von Obst (opsonum), dafür Kribse, von Axt (acies) dafür Holzbeil, Öhre, Hausöhrn (area) dafür Hausgang, der Eber (aper) dafür Häckel, für Kosel hört man die Tausch, die Laus (fast zweisilbig La-us) oder die Suckel. Der Boden ist eben, schneefrei (apricus a, um) nicht bekannt. Ein klarer Same, klare Frucht allgemein für fein, nicht grob, rauh. (Keines meiner Wörterbücher

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)