Seite:OberamtEllwangen 244.jpg

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den zahlreichen in den alten Nuß- und Lindenbäumen vorhandenen Nistgelegenheiten. – Die Blutlaus hat den Weg in den Bezirk noch nicht gefunden.

Von hervorragenden Leistungen in der Obstbaumzucht ist diejenige des oben schon genannten † Oberamtswegmeisters Wagner zu verzeichnen, der in einem langen Leben mehr Obstbäume im Bezirk gepflanzt hat, als irgend ein Anderer, theils an Vizinalstraßen in seiner amtlichen Eigenschaft, theils als Privatmann zur Ausstattung seiner jetzt seinen Söhnen hinterlassenen Güter, wie desjenigen auf Ellwanger Stadtmarkung mit 2 großen Baumgütern und des auf Außenfeldern der Neunheimer Markung von ihm neugegründeten Wagnerhofes. Dagegen ist sein Versuch, ein früheres Besitzthum, den Brommenhof, Gemeinde Bühlerzell, 57 Morgen groß, nach dem Vorgang des Schloßguts am Schloß- und Schönenberg fast ganz und gar, nur unter anderen und ungünstigeren Verhältnissen, in ein ertragreiches Obstbaumgut mit Schafweide zu verwandeln, zwar seiner Zeit ausgeführt worden, aber mit wenig Glück, indem die Bäume in dem mageren ungebauten Sand- und Mergelboden des Gutes nicht wachsen wollen, und der dermalige Besitzer, die Gemeinde Bühlerzell, auf die allerdings schon durch die Steilheit der Lage erschwerte Grundverbesserung mittelst Bau und Düngung nichts zu verwenden wagt und diesen Baumsatz als verlorenen Posten aufzugeben scheint. Weniger durch den Satz vieler Bäume als durch richtige Pflege der bereits vorhandenen, durch rationelles Ausputzen und Umpfropfen der Apfelbäume namentlich mit Goldparmänen, in erster Linie auf der Markung Neunheim, sodann aber auch auf anderen benachbarten Markungen hat sich der früher in Neunheim angestellte und in Iggingen, OA. Gmünd, verstorbene Schullehrer Mayer Verdienste erworben, indem er den in dieser Richtung vom Schloßgut längst gegebenen Anstoß aufnahm und zum großen Nutzen namentlich seiner Schulgemeinde verwerthete. Zu seinen schönsten Werken gehört der an der Vizinalstraße von Rattstadt nach dem Schönenberg unter seiner Anweisung und Mitwirkung 1856 ausgeführte, einige hundert von Hattenhofen bezogene Obstbäume begreifende Baumsatz, dem er, so lange er in der Gegend war, seine Pflege zuwandte und der jetzt zu dem schönsten gehört, was im Ellwanger Bezirk von Baumpflanzungen mittleren Alters zu sehen ist.

Wie es in früherer Zeit im Ellwangenschen auf Wiesen und Feldern viel natürliche und wenig gepflegte, zur Eingrenzung der üblichen Grasgärten beim Haus aber auch gepflanzte und gepflegte Hecken gab, so war doch die bei weitem größte die auf dem Schloßgut gepflanzte, aus Hagenbuchen und Weißdorn bestehende Hecke, welche die von der Stadt Ellwangen nach dem sog. Ölberg sich ziehende und hier einerseits nach dem Schönenberg und andererseits nach dem Plateau des Schloßbergs abzweigende Straße auf beiden Seiten einsäumt. Durch mangelhafte Pflege in früherer Zeit nicht gehörig eingegrenzt und unter der Scheere gehalten, ist dieses alte, wohl noch aus fürstlichen Zeiten sich herschreibende lebendige Haag zwar leider zu breit geworden, gleichwohl ist es heute noch eine Zierde des Guts, ja eine Zierde der Gegend und ein großartiger Nistplatz für Singvögel aller Art. Obgleich nun in diesem und anderen auf dem Schloßgut bestehenden Hägern ein nachahmungswürdiges Beispiel aufgestellt war, nachahmungswürdig für den Nutzen, wie für die Landesverschönerung, so gab es doch eine Zeit, wo

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)