Seite:OberamtEllwangen 255.jpg

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Fohlen, daß immer noch im Ellwangenschen der alte Gebrauch besteht, von der erhaltenen Nachzucht den größeren Theil am kalten Markt 1 bis 3jährig zu verkaufen und nur von den Stutenfohlen zur Nachzucht der Zuchtstuten einen Theil zu behalten. 1

Der im Oberamtsbezirk einheimische Rindviehstamm ist in der Hauptsache und bei weitem überwiegend der Stamm der sog. Ellwanger Braunblässen, wenn man will ein Zweig des schwäbisch-hällischen Viehstammes, nur dunkler in der Farbe und, den natürlichen Verhältnissen des Bezirks entsprechend, rauher, ungeschlachter, primitiver. Wie in den Grenzorten des Bezirks gegen Nördlingen und Dinkelsbühl einerseits das Rieser Vieh, ein Mischstamm von allen möglichen namentlich auch ganz dunkeln Farben, und andererseits die Schecken und Tiger des Triesdorfer oder Ansbacher Stamms hereinspielen, so war früher deutlich ersichtlich, wie in den Grenzorten gegen die Oberamtsbezirke Aalen und Gaildorf, wo der gelbe Limpurger oder Leinthaler Viehstamm gezüchtet wird, dieser Stamm als der gewächsigere, geschlachtere, rundere, milchergiebigere, wenn auch kleinere, bis in die Stadt Ellwangen herein siegreich gegen die Ellwanger Braunblässen vorrückte, indem er das Zuchtvieh dieses Stammes theils ganz ersetzte, theils zu einer Kreuzung mitwirkte, aus welcher die hellfarbigeren gelbrothen Stücke, die sog. Woachten, hervorgiengen. Inzwischen kam auch im Ellwangenschen, der großen, demnächst durch das ganze Land gehenden Strömung folgend, das Streben auf, den einheimischen Viehstamm durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Stamm in seinen Körperformen zu verbessern und schwerer zu machen. Dieses Bestreben war vom Schloßgut ausgegangen, das schon 1842 einen Stamm echten schwäbisch hällischen Viehs aufgestellt und Anfangs rein fortgezüchtet, später aber mit Simmenthaler Blut gekreuzt und damit einen einfärbigen braun- und braungelbblässigen Halbblutstamm von guten Körperformen und in den im Bezirk beliebten Farben gewonnen hatte; ihm folgte nun der landwirthschaftliche Verein, indem er damit anfieng, daß er in durch ihre Viehzucht renommirteren Landestheilen junge Farren in Kreuzungsprodukten durch sachverständige Mitglieder selbst ankaufte, um sie unter den Gemeindefarrenhaltern des Bezirks zur Versteigerung zu bringen, später aber, als da und dort Farrenmärkte errichtet wurden, den Farrenhaltern beim Besuch dieser Märkte in Langenau, Kirchheim unter Teck und Cannstatt durch berathende und materielle Beihülfe

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)