Seite:OberamtEllwangen 431.jpg

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für heilkräftig geltende Quelle. Es öffnet sich eine große Rundbogennische im Renaissancestil, mit Figuren bemalt: Christus am Kreuz, ein Hirsch und ein Mönch, zu Seiten Maria und Johannes; unten fließt aus zwei Röhren krystallhelles Wasser. Die im Jahr 1498 von Propst Albert I. erbaute Kirche zeigt außen diese Jahreszahl und noch den Stil dieser Zeit, besonders an der Westseite, hier noch gothische Maßwerksfenster und eine Pforte mit Stabwerk. Das Innere erfreut durch reichen Schmuck an Malereien; der östliche Theil wird durch ein sehr schönes schmiedeisernes Gitter abgeschlossen. Die Deckenmalereien sind von G. Lacher aus München 1860, ebenso das große Hochaltarbild, Mariä Himmelfahrt. Auf den Seitenaltären die Martyrien der h. Ottilia und der h. Apollonia, sehr gute Ölbilder aus dem Jahr 1762, damals wurde die Kirche inwendig ganz renovirt, mit den zwei neuen Nebenaltären und sonstigen schönen Malereien ausgeziert, sämmtlich von Maler Wiedenmann (s. o. S. 398). Dann sind in der Kirche noch bemerkenswert tüchtige Elfenbeinschnitzereien aus dem 17. Jahrhundert.

In der südlich an den Chor angebauten Sakristei sieht man ein reiches Meßgewand mit der Jahreszahl 1658 und dem Rechbergschen Wappen des Fürstpropstes, einen schönen silbervergoldeten Kelch mit 6 Emailbildchen, das Leiden Christi darstellend, und der Inschrift: „Joannes Geiger Ecclesiae curator eiusque coniux Eleonora 1708 B. M. V. ad quercum Elvaci donant“, und einen Renaissancekasten mit der Jahreszahl 1672.

Als im Jahre 1748 der damalige Fürst und Propst Franz Georg darauf drang, daß man ihm den Fundationsbrief der Kapelle Unserer Lieben Frauen zur Eich nebst einem genaueren Ausweis über den Vermögensstand derselben vorlegen sollte, zeigte es sich, daß ein Stiftungsbrief nie vorhanden war, wenigstens weder in der Registratur, noch im Archiv, oder in der Pflegschaftstruhe gefunden werden konnte; wohl aber fand sich eine von Niemanden unterschriebene, historische Notizen über die befragte Kapelle enthaltende Relation vom Jahr 1753 vor. Nach dieser soll in eine hinter der jetzigen Kapelle gestandenen Eiche von Hirten ein Bildnis der hl. Jungfrau Maria gethan worden sein, worauf sodann bald fromme Christen sich dahin begaben und an den Samstagen Abends den Rosenkranz beteten, so daß schon lange vor Erbauung der Kirche eine Wallfahrt bestand. In Schriften, Rechnungen und derlei Papieren will aber der unbekannte Verfasser der Relation mit Zuverlässigkeit

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_431.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)