Seite:OberamtEllwangen 505.jpg

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Getreide aus dem Zeughaus und sonst mitgeführt, wurde am 20. Sept. den schwedischen Commissären zu 97.791 fl. berechnet. Dazu sollten noch 12 Kompagnien zu Pferd, 1 zu Fuß mit dem Oberst Sperreuter ins Winterquartier kommen, denen monatlich 15.000 Rthlr. Rekrutirungsgelder zu liefern waren, Anforderungen, welche durch Bitten auf 10 Kompagnien und 9000 Thlr. ermäßigt wurden.

Nachdem Gustav Adolf im September 1632 zu Nürnberg seinem Generalstatthalter des fränkischen Kreises, Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, die Propstei Ellwangen zugesagt hatte, vollzog nach des Königs Tode der schwedische Kanzler Oxenstierna diese Schenkung am 10. Mai 1633 zu Heilbronn. Kraft erhielt sie mit allen Einkünften, Rechten und Herrlichkeiten – ausgenommen den ellwangischen Hof zu Nördlingen – als Lehen, hatte jedoch 80.000 Rthlr. an die schwedische Kriegskasse zu bezahlen und das Schloß in gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen. In Folge dessen zogen die Sperreuterschen am 20. d. M. ab und traf dafür hohenlohisches Militär ein, worauf am folgenden Tage hohenlohische Kommissäre mit der Besitzergreifung begannen. Am 3. Juni erschien der Graf selbst mit seiner Frau, seinen Söhnen und 40 Pferden und Tags darauf erfolgte die förmliche Übergabe durch den königlichen Kommissär Melchior Reinhard von Berlichingen. Zwar protestirte der Statthalter und bat namentlich wegen des Unterhaltes der abwesenden Kapitularen Fürsorge zu treffen, sowie die Fortdauer der alten Religion zu gestatten; allein Hohenlohe erklärte, das Stift gehöre jetzt ihm, er sei dem Propst nichts schuldig, wer draußen sei, sei draußen, die Religion betreffend wolle einer mit ihm in den Himmel, so möge er ihn wohl für einen Nachbarn leiden, wolle er aber nicht, so könne er gleichwohl dem Teufel zufahren. So wurde die Huldigung erzwungen, statt der bisherigen Beamten ein aus 3 Mitgliedern zusammengesetztes Direktorium bestellt, die Jesuiten wurden vertrieben [1], nur 4 Priestern im Stift zu bleiben gestattet und auf dem Schloß evangelischer Gottesdienst eingeführt. Selbst eine Gedächtnisfeier für Gustav Adolph wurde vorgeschrieben.

In den Weihnachtsfeiertagen zogen Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und Herzog Christian von Birkenfeld mit ihrer Armee durchs Ries; letzterer war am 7. Januar 1634 in Ellwangen im Quartier, worauf 3 Regimenter zu Pferd einige Wochen hier blieben, sowie den 28. März und einige weitere Tage Oberst Sperreuter, vom 16. April bis 17. Mai ein Regiment von 500 Mann Franzosen, Böhmen und sonstiges „köstlich Gesind“ unter Oberst Hodiowa in der Stadt, auf dem Land Truppen des Generals Vizthum von Eckstedt, der Obersten Winkler, Quadt und Ranzau mit der Bagage im Quartier lagen [2].


  1. Vgl. auch Hist. Prov. soc. Jes. Germ. super. 5, 65 ff., 138 ff.
  2. Vgl. Beschreibung, was des Ammannamts Unterthanen von der jüngst über die Donau gegangenen Armee, streifenden Reitern und von den gleich darauf einquartirten 3 Regimentern abgedrungen und dann ihnen wegen gehabten Quartiers aufgegangen, außer dessen, was den Unterthanen in den Häusern verschlagen und ihnen an Kleidern und Hausrath abgenommen worden, beschrieben 8./18. Jänner 1634: 2151 fl. 13 kr. 4 Hllr. Erschossen Personen 2. – Beschreibung, was des Ammannamts
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_505.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)