Seite:OberamtEllwangen 527.jpg

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Den 16.–24. August 1738 fand eine großartige Jubiläumsfeier statt, bei welcher 35.400 Kommunionen (auf dem Schönenberg selbst 21.400, der Rest in den Ellwanger Kirchen) ausgetheilt, 358 Messen celebrirt, 69 feierliche Prozessionen – am glänzendsten diejenige der Stadt Dinkelsbühl – veranstaltet wurden. – Propst Franz Georg faßte den Beschluß, für das ellwangische Gebiet ein Priesterseminar bei der Kirche zu erbauen. Dem Fundationsinstrument vom 1. Oktbr. 1747 gemäß sollten 12 Kandidaten, 6 Priester und 6 Studiosen, welche wenigstens die philosophischen Studien beendigt hätten, Aufnahme finden, 2 Professoren und 1 Repetent zur Leitung berufen sein. Die Gelder waren meist fremden Stiftungen entnommen, 35.260 fl. spendete der Propst aus eigenen Mitteln. Nachdem Papst Benedikt XIV. den 27. Januar 1748 die Stiftung bestätigt hatte, eröffnete der Propst die Anstalt im September 1749 im bisherigen Kaplanei- und Mesnerhaus; das neue große Gebäude (von Prahl nach Plänen des würzburgischen Obersten Neumann) aber, zu welchem der Grundstein im August d. J. gelegt wurde, vollendete erst sein Nachfolger Anton Ignaz gegen Schluß des Jahres 1756 und der Plan selbst kam nie ganz zur Ausführung. Im Jahr 1798 wurde die Anstalt aufgehoben, so daß das Gebäude nunmehr bloß noch von einigen Kuratpriestern bewohnt wurde, nach der Errichtung der katholischen Fakultät zu Ellwangen im Jahr 1812 wurde sie wieder für einige Jahre als Diözesanseminar ins Leben gerufen, bei deren Verlegung nach Tübingen aber im Jahr 1817 nach Rottenburg verpflanzt. – Für einige Zeit trat nunmehr eine Verödung des Schönenbergs ein, allein am 2. Januar 1833 wurden die umliegenden Orte Rindelbach, Eigenzell, Gypsweiler, Hohlbach, Rattstatt, Schönau, Steigberg, Stocken u. s. w. zu einer neuen Pfarrei Schönenberg vereinigt und das vormalige Priesterseminar zum Pfarr- und Schulhaus bestimmt. Seit dem J. 1848 hob sich auch die Wallfahrt auf den Schönenberg wieder, wozu besonders


    Marianischer Ehren- und Gnadentempel oder kurze Beschreibung des auf dem Schönenberg stehenden . . . . Gotteshauses . . . . Erster Theil 1638/1738. Zweiter Theil 1738/1798. Ellwang. 1799. – Kurze Geschichte der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen. Schw. Hall O. J. [1850]. – Kurze Geschichte des Schönenbergs bei Ellwangen. Ellw. 1854. – Beschreibung der lauretanischen Kirche und Kapelle Schönenberg. Ellw. 1870. – Desgl. Waldsee 1882. (In diesen Schriften insbesondere viele Berichte über die auf dem Schönenberg geschehenen Wunder.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_527.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)