Seite:OberamtEllwangen 642.jpg

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Eine schöne Rundschau bietet der westlich von N. auf der Höhe zwischen hier und Unterschneidheim gelegene große römische Burstel (s. ob. S. 341).

Die Kirche zum heil. Veit ist im Jahr 1751 erbaut (diese Jahreszahl steht am verzierten Westeingang) und ist im Zopfstil gehalten. Das geräumige hübsch ausgemalte Innere besitzt drei neue, romanisirende Altäre, auf dem Hochaltar ein schönes Altarblatt, die 14 Nothhelfer: A. Bernreiter 1877. Am Beginn des halbrundschließenden Chores stehen die flott im Zopfstil gearbeiteten großen Holzfiguren des h. Ulrich und des h. Borromäus, an der Südwand hübsche Madonna aus der Renaissancezeit und einige Brustbilder von Heiligen aus der gothischen Zeit.

Der Taufstein ist von roher gothischer Form. An der Decke das Wappen des Deutschordens-Komthurs v. Eyb.

Beachtenswerth ist die im untersten Geschoß des an der Nordseite des Chores stehenden Thurmes befindliche Sakristei, dieselbe ist nämlich der quadratische Chor der alten Kirche, aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Ecksäulen mit schönen spätromanischen Blätterkapitellen tragen das starke rechtkantig geleibte Gurtenkreuzgewölbe; die Säulenfüßchen stecken im Boden. Diese Sakristei bildete auch den Chor der zweiten, gothischen Kirche, die nach den am Thurm noch vorhandenen Spuren des spitzwinkligen Kirchendaches klein gewesen sein muß.

Die Kirche besitzt einen spätgothischen Kelch ohne Inschrift und Figuren, aus Silber.

Die Inschriften der 3 Glocken lauten:

Große Glocke: Sub tuum praesidium confugimus sancta Dei Genitrix! Darüber eine Madonna. Auf der andern Hälfte: Gegossen von Konrad Zoller in Biberach 1872. Darüber das Bild des heil. Martin, wie er mit dem Schwerte den Mantel durchschneidet.

Mittlere Glocke: Auf der einen Seite das Bild des heil. Joseph mit der Lilie und dem Jesuskind, darunter die Inschrift: Ora pro nobis beatissime Joseph! Auf der andern Seite: Verkündigung Mariä und darunter: Gegossen etc. wie auf der großen Glocke.

Kleine Glocke: Einerseits der heil. Vitus im Kessel stehend und darunter: Sancte Vite ora pro nobis! Anderseits: St. Georg, den Drachen besiegend. Darunter „Gegossen“ etc. wie oben.

Der noch ummauerte Friedhof, mit vielen schönen Schmiedeisenkreuzen, geht um die Kirche.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 642. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_642.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)