Seite:OberamtEllwangen 764.jpg

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zu. Zu Wössingen dem Pfarrdorf (Gem. Zipplingen), eine Haushaltung oder Gemeindsrecht, während 6 öttingen-wallersteinisch, 7 kloster-kirchheimisch, 1 öttingen-spielbergisch, 1 reichsstadt-nördlingisch waren; die fraischliche Obrigkeit, Gemeindsherrschaft und sonstige Rechte stunden Oettingen-Wallerstein zu, der Orden behauptete über seinen erbgehuldigten Unterthanen inner Etters alle Civil- und Territorial-Jurisdiktion. – Unterthanen, d. h. sämmtliche Besitzer der (bisweilen getheilten) Ordens-, Lehen- oder Söldengüter, sowie weiter noch von Häusern ohne Gemeindsberechtigung, waren es im Ganzen 137, davon zu Belzheim 61, Birkenzell 1, Eck 3, Gerau 1, Königsroth 1, Oberschneidheim 9, Sechtenhausen 9, Stillau 9, Unterschneidheim 39 (wozu noch 5 Schutzverwandte kamen), Weiler 1, Wolfertsbronn 2, Wössingen 1. Evangelische befanden sich nur zu Wolfertsbronn; im Gottesdienst war seit einigen Jahren der deutsche Gesang eingeführt, die Methode der Schulen zu Belzheim und Schneidheim war diejenige der Ellinger Normalschule. Von herrschaftlichen Gebäuden war hervorzuheben das Schlößlein oder der Burgstall zu Schneidheim, ein zweistockiges vom Amtsvogt bewohntes Haus, dabei ein starker Thurm, unten Arrestlokal, oben in 2 Etagen Registratur, beide zugleich mit dem Kastenhaus von einem Wassergraben umgeben, über den eine steinerne Brücke führte. Die Beamten waren: der Amtsvogt, ein Amtsknecht und Kastenmesser, ein weiterer Amtsknecht zu Belzheim, ein Holzwarth, ein Kastenwarth, ein Aufseher über die Königsrother Waldung, je ein Schulmeister, zugleich Mesner, zu Schneidheim und Belzheim.

In Unter-Schneidheim wurde am 12. April 1760 geboren Franz, mit dem Mönchsnamen Gregor, Bühler, † 4. Febr. 1823 als Domkapellmeister zu Augsburg „ein reicher Kompositionsgeist, welcher im Style seiner Zeit für Kirchenmusik zahlreiche Werke schuf, die damals großen Beifall fanden und besonders auf Landchören in allgemeinem Gebrauche waren“ (Steichele a. a. O. 3, 877; Schilling, Encyclopädie der Tonkunst 2, S. 40; Mendel, Musikalisches Konversationslexikon 2, S. 210).

In den Jahren 1627 und 1629 wurde der Ort durch starke Überschwemmungen und Kriegsübel heimgesucht; 1657 und 1680 gab es große Brände, am 8. April letzten Jahres giengen 24 Häuser und 20 Scheunen zu Grunde (vergl. auch oben S. 646 ff.).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 764. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_764.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)