Seite:OberamtEllwangen 778.jpg

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mit einem festen Lager verbunden ist. Der Ort war mit Wall und Graben umgeben.

Die große Kirche zum heil. Mauritius steht hoch im nördlichen Teil des Dorfes, über ihrem reichen Westportal sieht man drei deutschherrliche Wappen und die Inschrift: GVbernante CaroLo e LotharIngIa IVbente FranCIsCo à LehrbaCh Cooperante RVDoLpho à WerDensteIn pLantabar. Die großen Buchstaben der Inschrift geben zusammen die Zeit der Erbauung, 1780, dem auch der Stil der Kirche entspricht. Das Innere, ein weiter tonnengewölbter schwachstuckirter Raum mit korinthischen Pilastern enthält auf dem Hochaltar ein großes schönes Ölbild des heil. Mauritius im antikisirenden Stil. Der Thurm, links am Chor stehend, ist älter und hat sehr spät gothische Schallfenster. Um die Kirche viele Grabsteine und Schmiedeisenkreuze. Noch befinden sich auf der Pfarrregistratur die Risse zum Kirchenbau, der Hauptriß mit der Unterschrift: Johann Michael Keller 1778. (Joh. Mich. Keller aus Dinkelsbühl baute 1762 in Gmünd die Dominikanerkirche, mehrere steinerne Privathäuser daselbst, auch an der Klosterkirche in Neresheim.) Die Kirche besitzt außerdem eine schöne große ewige Lampe, einen schönen großen Kelch im Stile Louis XVI., ebenso einen kleineren desselben Stils mit dem Cisterzienserbalken und F. X. Z. K.

An der linken Wand des Schiffes beim Altar steht aus Solnhoferkalk der Gedenkstein der „wohledlen Jungfer Agnes, gebohrne von Westhausen, welche allhiesiger Gemeind holz, weyd und wasser gestifft, als die letzte ihres namen und stammen. –“ „Nach alter Sag von diesem Stein gerade zu 12 Schuhe“ ruht ihr Sarg. Der Stein trägt die Jahreszahl 1780.

Westlich neben der Kirche steht sehr stattlich das Pfarrhaus, auch mit deutschherrlichen Wappen und 1769, und beides wieder an der großen steinernen Pfarrscheuer. Die Kirche ist jetzt von der Gemeinde zu unterhalten; das gleichfalls vom Deutschorden erbaute Pfarrhaus vom Staat. Das hübsche in der Nähe der Kirche stehende Schulhaus wurde 1880 erbaut; es unterrichten daran zwei Lehrer; ein weiteres, vor etwa 40 Jahren erbautes Schulhaus mit einem Lehrer besteht in Westerhofen. Die Eisenbahn mit hübschem Stationsgebäude läuft südlich des Ortes vorbei.

Nordwestlich vor dem Ort steht neben dem Gottesacker die große Kapelle zum h. Sylvester, erbaut laut Inschrifttafel 1626, mit gutem Bild, worauf Maria mit Kind, Ottilia und Sylvester.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 778. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_778.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)