Seite:OberamtEllwangen 797.jpg

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An der Winterhalde, „im Schlößle“, südlich vom Ort, auf einem hohen Albvorsprung lag eine mittelalterliche Burg, von der jetzt aber nur noch wenige Reste der Umwallung zu sehen sind, sonst durch Steinbrucharbeiten für immer zerstört, auf älteren Flurkarten noch besser zu erkennen.

Etwas zweifelhaft mag es erscheinen, ob die folgenden Glieder eines nach Reichenbach genannten Geschlechts zu unserem Reichenbach in Beziehung zu setzen sind und dann auf der erwähnten Burg ihren Wohnsitz gehabt haben: filius domini Engelhardi de Richenbach, welcher zwischen Eberhard von Gromberg und Konrad vom Stein (OA. Neresheim) als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Mödingen (bayr. AG. Dillingen) vom 2. Mai 1260 aufgeführt wird, Engelhard von Reichenbach, welcher den 28. Nov. 1283 einen Hof zu Westerhofen an Kloster Kaisersheim schenkt (Steichele a. a. O. 3, 493), Engelhard der Frie von Reichenbach den 20. Januar 1318 Bürge Gerungs von Emershofen in einer Urkunde betr. eine Mühle zu Oberdorf (OA. Neresheim), Heinrich von Richenbach „Fri Engelhartz Sun von Trochtelvingen“ (Trochtelfingen OA. Neresheim), welcher selbst auch Heinrich von Richenbach zu Trochtelfingen heißt und Güter an letzterem Ort besaß (1331–1354; vgl. z. B. Reg. Boic. 8, 140), Hans von Richenbach auch in Trochtelfinger Urkunden genannt und zu Pflaumloch; begütert (1361–1390), Heintz von Reichenbach zu Trochtelfingen (1365; OA.Beschr. Neresheim 419 ff.). Der Name Heinrich kommt jedenfalls auch bei dem öttingischen Ministerialengeschlecht vor, das sich nach Reichenbach. Gem. Aufkirchen (bayr. AG. Wassertrüdingen) nannte (Steichele, a. a. O. 3, 447 ff., vergl. ebda. 493. 494). Auch ist der Weiler nicht mit anderen gleichnamigen Orten, z. B. Reichenbach OA. Aalen, zu verwechseln. Im Übrigen wird er sicher im J. 1330 genannt (S. 787), kamen Höfe, Lehen und Gülten dahier, sämmtlich Lehen der Abtei Ellwangen, ums J. 1440 aus westerstettischem in ahelfingischen Besitz (S. 784), und war der Deutschorden hier zehntberechtigt (S. 609). Im J. 1733 gehörte der Ort zum fürstlichen Amt Westhausen und zählte 4 Bauern, 4 Löhner, 8 Söldner, somit 16 Unterthanen.

Die hiesige St. Georgskapelle, ein Filial der Pfarrei Westhausen, soll durch die Herren von Westerstetten gegründet worden sein und wird jedenfalls schon im J. 1523 urkundlich genannt (Khamm, a. a. O. 138).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 797. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_797.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)