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II. Bergorte:

Buhlbronn mit 463 E. 1 Blödsinniger.

Birkenweißbuch mit 238 E. 1 Blödsinniger.

Hößlinswarth mit 631 E. 3 sonst gesunde Taubstumme.

Kottweil mit 136 E. 1 Taubstummer, sonst gesund.

Hohengehren mit 710 E. 1 bildungsfähiger Taubstummer.

Baltmannsweiler mit 884 E. 6 Taubstumme und Blödsinnige.

Kröpfe sind mehr oder weniger häufig in Krehwinkel, Beutelsbach (hier ehemals mehr als jetzt), Weiler, Schornbach, Steinenberg, Ober- und Unter-Urbach, Asperglen, Schorndorf. Skropheln in verschiedenen Formen sind zwar häufig, jedoch nicht in dem Maaße vorhanden wie in Städten mit großen Fabriken. Hysterie ist in der Oberamtsstadt und in Ober-Urbach nicht selten. Die Krätze ist nicht sehr verbreitet. Die Syphilis war noch vor 15 Jahren sehr selten, kommt aber in neuerer Zeit häufiger vor. Schwindsucht ist nicht besonders häufig, häufiger sind dagegen organische Krankheiten des Herzens und in deren Folge Brustwassersucht. Die akuten Krankheiten nehmen häufig einen intermittirenden Typus, sowohl Quotidiana als Tertiana, an, eigentliche Wechselfieber kommen nur vor, wenn sie eingeschleppt werden. Von sonstigen herrschenden Krankheiten sind katarrhalische und rhevmatische Fieber, mit entzündlichem oder gastrischem Charakter häufig, namentlich rhevmatische Pleuresien, Rhevmatismus acutus, hartnäckige Husten, Lumbago, Kardialgien u. dgl. In Thalorten ist der rhevmatische Charakter der vorherrschende; Entzündungen finden sich namentlich in den verschiedenen Unterleibs-, weniger in den Brustorganen, was wohl mit der geographischen Lage zusammenhängt, während auf den Bergen Entzündungen der Athmungsorgane häufiger sind. Kommen gastrische oder galligte Complicationen hinzu, so nehmen diese Krankheiten häufig einen rothlaufartigen Anstrich an. Schleimfieber spielen in den Thalorten seit mehreren Jahren eine Hauptrolle, und im Spätsommer die sporadische Cholera, welche oft unter kleinen Kindern viele hinwegrafft, aber auch Erwachsene nicht verschont und öfters mit den eigenthümlichen Krämpfen der Gliedmaßen auftritt.

Epidemieen sind im Ganzen überhaupt selten. Im Jahr 1812–13 herrschte der Kriegstyphus, 1834 die Ruhr im ganzen Bezirke (übrigens auch nicht nur in ganz Württemberg, sondern auch im übrigen Deutschland); eine bösartige Scharlach- oder Masern-Epidemie herrschte 1813–14, während sonst dieselben immer gutartig verliefen; 1816 herrschte eine Nervenfieber-Epidemie in Baiereck, 1820 Schleim- und Nerven-Fieber in Baltmannsweiler, 1842 und 1843 in Ober- und Unter-Urbach, Miedelsbach, Schornbach, Schorndorf, Thomashardt, 1846 in Hebsack.

In moralischer und intellectueller Hinsicht sind Sparsamkeit,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)